Köln International School of Design – KISD

Integrated, interdisciplinary, international

Die KISD widmete sich in Kooperation mit der FSB dem Projekt »In and Out«. Die »Integrated Design« Studierenden gingen unter der Leitung der Designerinnen Karen Donndorf und Prof. Iris Utikal durch Recherche, Beobachtung und Experiment in den Dialog und entdeckten dabei die Relevanz Aichers Werk für die Gegenwart.

Aufgabenstellung

Das Öffnen und Schließen von Türen ist mit Aktionen im Raum verbunden. In diesem einsemestrigen Projekt „In and Out“ wollten wir Situationen um Ein- und Ausgänge erkunden und versuchen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und neue Szenarien zu entwickeln. Es kamen uns viele Überlegungen in den Sinn: Wie werden wir in Zukunft Türen öffnen und schließen? Werden uns reiz- und sinnvolle Ideen und Entwürfe für das Eintreten, Verlassen oder Verweilen an Ein- und Ausgängen einfallen? Diese Produktdesignaufgabe war eingebettet in einen anspruchsvollen und hochaktuellen Bezugsrahmen: Anlässlich des 100. Geburtsjahres von Otl Aicher wollten wir uns im Kontext dieses Projekts auch mit seinem gestalterischen Werk, seinen Schriften und Gedanken auseinandersetzen.

Das Projekt war eine Kooperation der KISD Köln International School of Design mit FSB im Rahmen des Projekts „otl aicher 100 – Greifen und Begreifen“. Zum Einstieg in das Projekt lasen wir Texte von Otl Aicher neben Einführung und Bericht durch Kai Gehrmann und einem Besuch bei FSB. Nach einer Führung durch die Produktion gab es Einblicke in die Zusammenarbeit von Otl Aicher mit FSB. Um gut informiert in das Thema einzusteigen – auch inspiriert von Aichers gründlichen Untersuchungen zu den Arbeitsfeldern seiner Auftraggeber – starteten wir mit Recherchen. Wir untersuchten ein Spektrum an Türen und Griffen, von der Eingangstür über das Garagentor bis hin zur Autotür. Es folgten empirische Versuche zu gängigen Prinzipien des Schließens und Öffnens.

Für ein tieferes Verständnis wurden einige dieser Prinzipien in einfachen Modellen nachgebaut. Die Erkenntnisse daraus und aus den Analysen der Ist-Situationen bildeten die Grundlage der Produktentwürfe zum Themenfeld Öffnen und Schließen, Eingänge und Ausgänge. Die Ideen und Entwürfe konnten sowohl für die unmittelbare Gegenwart als auch für eine spätere Zukunft gestaltet werden.

Projektrückblick

Ein Projekt mit sehr unterschiedlichen Facetten, mit gründlicher Recherchephase und einem offenen Thema, das in Entwürfen konkreter Produkte, möglichst auch von einigen Griffen, münden sollte – wir stellten uns die Frage: Wird es funktionieren? Es funktionierte, letztendlich sogar ganz gut – und es waren tatsächlich viele Griffe dabei, entwickelt aus Beobachtungen und Analysen, aus vielen praktischen Versuchen zu Gebrauch und Funktion und erfreulicherweise auch einige mit Aichers Überlegungen zum Thema Greifen im Kopf. Das Ziel waren jedoch keine „Entwerfen wie Aicher“-Übungen. Für die international zusammengesetzte Gruppe der Studierenden war Otl Aicher aus einer anderen Welt, Geschichte eben, und es war die große Frage, ob seine Gedanken, seine Methoden und sein Werk in den Augen (und Händen!) der Studierenden heute noch interessant sein würden. Besonders unter dem Aspekt, dass seine gestalterischen und publizistischen Werke vor einem halben Jahrhundert entstanden sind.

Wer greift, begreift. Studierende testen ein Türgriff-Modell

Modell zur Visualisierung von Öffnungs- und Schließmechanismen

Im Verlauf des Projekts lernten sie seine Arbeiten aus verschiedenen Perspektiven und Quellen kennen. Wir waren gespannt: Was würden sie interessant finden? Was würden sie für ihr individuell formuliertes Thema „In and Out" übernehmen, adaptieren und praktisch anwenden – und wovon distanzieren?

Es war vor allem Aichers Methodik, seine durchdachte Art das Objekt der Gestaltung umfassend zu untersuchen, von der wir uns in diesem Projekt inspirieren ließen: so untersuchte er mit Kunden wie FSB, Bulthaup und BMW grundsätzlich, was sie produzierten und wie ihre Produkte im Gebrauch standen. Er schrieb darüber Bücher wie „Greifen und Griffe“, „Die Küche zum Kochen“ und „kritik am auto“, die noch immer relevant sind.

Ganz in diesem Sinne recherchierten wir ausführlich: Eingangssituationen, Türen, Fenster, Griffe, selbst Möbeltüren und Garagentore. Die Vorgänge „Öffnen“ und „Schließen“ haben etwas mit Mechanik zu tun, also unternahmen wir einen Exkurs in die Welt der mechanischen Schließtechniken, indem wir die selbstgewählten Öffnungs-Prinzipien studierten, durch Nachbau genauer untersuchen und für Dritte verständlich darstellen konnten.

Der Entwurf eines Produkts für eine selbstgewählte und -untersuchte Situation war der wichtigste Teil des Projekts. Es wurden mehr Griffe entworfen, als vermutet, alle mit speziellen Ausrichtungen und individuellen Problemstellungen, für die in den Entwürfen dann eine Lösung gefunden wurde.

Manche legten ihren Schwerpunkt auf das Konzept und die Verbesserung des Nutzens einer Tür und eines Zugangs, andere befassten sich intensiv mit der gestalterischen und benutzer- und greif-freundlichen Ausformung eines Griffs. So entfaltete sich am Ende ein sehr vielfältiges und verschiedenartiges Entwurfsspektrum, alle Entwürfe wurden in Form von Modellen realisiert, viele davon 3D gedruckt.

Ein Highlight dieses Projekts war der Besuch bei FSB, bei dem den Studierenden ein Einblick in die Produktion von Türgriffen eröffnet wurde.

Zusammen mit Informationen über die Zusammenarbeit des Unternehmens mit Otl Aicher war diese Exkursion besonders interessant für die jungen Designer:innen. Die beiden intensiven Workshops vor Ort in Köln waren dann ein Highlight der ganz anderen Art: Der Corona-Lockdown – Normalzustand der letzten Semester – war beendet, man konnte sich wieder live treffen und unmittelbar erfahren, wie die Kommilitonen und Kommilitoninnen arbeiteten, konnte spontan diskutieren, sich gegenseitig helfen und dabei Erkenntnisse und Erfahrungen austauschen.

Studierende der KISD bei FSB

Projektergebnisse

Justus Poggenburg

Hizkia Wibisana

Elin Dobrostal

Elisabeth Seidel

Catalina González

Helen Müller

Luis Riechers & Leander Leyendecker

Hsu Wai Lun

Marius Kayser

Leon Baedorf

Cara Bremen

Gaojie Chen

Rabea Zahner

Antonia-Hecker

Über die KISD

Der Begriff des Designs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Das Spektrum der Dinge, die gestaltet werden können, ist sehr viel breiter geworden und lässt sich nicht mehr nur auf alltägliche Objekte beschränken. Auch Sozialgefüge, Kommunikationsprozesse oder Dienstleistungen werden durch Design geprägt, bestimmt und geformt.

Die Köln International School of Design der TH Köln (KISD) eröffnet ihren Studierenden die Möglichkeit, die Vielfalt und Komplexität von Design tiefgründig kennenzulernen und systematisch hervorzubringen.

Während ihres Studiums erwerben die angehenden Gestalter:innen ein praktisches und theoretisches Designwissen, das sie für gegenwärtige und zukünftige Handlungsfelder des Designs qualifiziert.

Seit über dreißig Jahren bietet die KISD ihren Studierenden ein einzigartiges projektorientiertes Lern- und Forschungsumfeld, das die individuellen Interessen der Studierenden stärken möchte. Dabei ist das Studium an der KISD – über alle Studiengänge hinweg – integrativ, interdisziplinär und international ausgerichtet.