2018 eröffnet der Neubau der Kunsthalle Mannheim. Den Entwurf gestaltet das Architekturbüro gmp. Ausgangspunkt für den Entwurf ist die Blockstruktur der Mannheimer Innenstadt. Sie bringt Mannheim den Beinamen ‚Quadratestadt‘ ein. Die Ursache ist Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz: Um 1600 lässt er Mannheim als ideale Planstadt entwerfen. Die Kunsthalle ist eine Neuinterpretation der Häuserblocks mit ihrer Vielfalt aus Häusern, Höfen und Gassen.
„Der vollendete Neubau der neuen Kunsthalle macht die Bezüge zur Stadt Mannheim für die Bürger:innen sichtbar und vor allem erlebbar. Er verbindet Innen- und Außenräume, die Kunsthalle mit dem städtischen Leben und umgekehrt.“
Die Kunsthalle Mannheim ist eine der renommiertesten bürgerschaftlichen Sammlungen Deutschlands. 1909 eröffnet sie als erstes Museum der Stadt. Der Jugendstilbau ist ein Entwurf des Architekten Hermann Billing. Er platziert die Kunsthalle nicht direkt am neubarocken Friedrichsplatz, sondern lässt Platz für einen weiteren geplanten Museumsbau. Erst 1983, mit dem Erweiterungsbau von Lange-Mitzlaff-Böhm-Müller, findet der direkte Anschluss an den Friedrichsplatz statt.
Mit dessen Abriss übernehmen die Architekten Meinhard von Gerkan, Nikolaus Goetze und Volkmar Sievers den Platz für ihren Neubau. Sie ergänzen den Jugendstilbau mit einem zeitgenössischen, vielschichtigen Bau. Als Haus der ‚Kunst für alle‘ bildet er ein großes, 21 Meter hohes öffentlich zugängliches Atrium. Wie ein Marktplatz liegt dieses in der Mitte des Neubaus und vermittelt mit Treppen, Brücken, Galerien zwischen den verschiedenen Räumen und Niveaus des Museums. Die Stadt, mit ihren Gassen und Plätzen, wird im Haus weitergeführt, die Straße und mit ihr der Stadtraum fließen ins Museum. Und ziehen die Menschen mit.
An das zentrale Atrium docken sieben individuelle Kuben an, die sich nebeneinanderreihen, stapeln und ineinander verschränken. Dazwischen immer wieder Freiräume, die als Wege, Blickachsen oder Dachterrasse dienen. In einem Abstand von 1,10 Metern vor der Fassade wird eine durchlässige Hülle aus Metallgewebe montiert. Aus diesem formalen Zusammenhalt entsteht eine monolithische Gesamtkubatur.
Durch die offene Struktur des Gebäudes ergeben sich Blickbezüge zwischen den unterschiedlichen Ebenen und Räumen, zwischen Alt- und Neubau und aus dem Museum in die Stadt. So wie die Blickbeziehungen im Inneren für Orientierung der Besucher:innen im Museum sorgen, erlauben es ihnen die Ausblicke auf die Stadt immer wieder, sich auch in der Stadt zu verorten. Die ‚Museumsstadt‘ verwebt sich mit dem umliegenden Stadtraum. Zugleich ergeben sich Stadtimpressionen, beispielsweise auf den alten Wasserturm oder den Rosengarten. Am Abend, wenn die großflächigen Fenster hell erleuchtet sind, strahlen auch die beeindruckenden Innenräume des Museums nach außen. Am Tag bleibt der Blick eher an der räumlich komplexen Doppelfassade hängen, mit der die Architekten dem vielschichtigen Bau seine blockartige Kubatur verleihen. Die äußeren Fassaden bestehen aus einem bronzierten Edelstahl-Netz, einem Mesh – wie es die Architekten nennen.
Das weltweit einzigartige bronzefarbene Metallgewebe, das die sieben ‚Ausstellungshäuser‘ umhüllt, wird als Sonderanfertigung aus Edelstahldrähten, Rohren und vierkettigem Drahtkettseil gefertigt. Die jeweiligen Fassaden der sieben Ausstellungshäuser hingegen bestehen aus dunkelgrauen Faserzementplatten. Sie sind unsichtbar auf einer Unterkonstruktion aus Aluminium befestigt. So können sie einen zurückhaltenden Hintergrund für die transparente äußere Hülle liefern. Die Maschenweite im Gewebe ändert sich je nachdem, ob das Netz sich vor einem Baukörper oder vor einem Luftraum befindet. Dadurch sorgt sie für Variationen in der Transparenz. Die Außenhaut der einzelnen Kuben mit ihrer steinernen, samtig matten Oberfläche wie auch das Metall-Netz mit seinem speziell komponierten Bronze-Farbton sollen den Dialog zu dem in der baulichen Umgebung so prägenden Sandstein aufnehmen. Den Griff, den sie für das Museum gewählt haben, haben die Architekten selbst entworfen.
Mit dem Drücker FSB 1244 bleibt gmp dem Ideal treu, Dinge so einfach zu gestalten, dass sie inhaltlich und zeitlich Bestand haben können. Entstanden ist ein Griff, der sich im Hintergrund hält und seinen starken Moment hat, wenn man ihn zu greifen bekommt. Und hier schließt sich der Kreis der geometrischen Formen, die schon die Quadratestadt Mannheim prägen.
„Wir arbeiten mit simplen geometrischen Mitteln, Kreis und Quadrat. Lediglich da, wo der Zeigefinger aufliegt, haben wir der Haptik wegen eine Mulde ausgearbeitet, um den Griff handschmeichelnd zu machen. Damit man ihn fest greifen kann. Das war unser Ziel: aus der Haptik heraus mit wenigen geometrischen Mitteln einen Griff zu entwerfen. Der Griff entspringt der Tür in Form eines Kreises, als Rohr. Im Griff selbst wird das Rohr halbiert zum Halbkreis, der wiederum durch ein halbes Quadrat ergänzt wird.“