Hochschule Coburg

Innenarchitektur und integriertes Produktdesign

In Kooperation mit FSB widmet sich eine interdisziplinäre Gruppe von Studierenden der Bachelorstudiengänge Architektur, Innenarchitektur und Integriertes Produktdesign der Hochschule Coburg unter der Leitung von Professor Michael Haverland dem Werk Otl Aichers.

Aufgabenstellung

Die Lehrveranstaltung widmet sich einem der prägendsten deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts: Otl Aicher. Gemeinsam mit seiner Frau Inge Aicher-Scholl und dem Architekten und Künstler Max Bill gründete er 1953 die HfG Ulm. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Gemeinsam mit verschiedenen Architekt:innen, Innenarchitekt:innen und Designer:innen der Firma FSB beschäftigen sich die Studierenden der Hochschule Coburg intensiv mit dem umfangreichen Werk Aichers. Bei Vorträgen und Übungen entdecken und analysieren sie das interdisziplinäre Werk, seine Texte, Ideen und Thesen, und entwickeln darauf aufbauend eigene konsequente Entwurfskonzepte.

Im Verlauf der Lehrveranstaltung gewinnen die Teilnehmer:innen wichtige Erkenntnisse über ihre gebaute Umwelt im Allgemeinen, über das interdisziplinäre Werk eines der prägendsten deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts im Besonderen, sie trainieren ihr räumliches Vorstellungsvermögen, erweitern ihre Allgemeinbildung, gewinnen Erkenntnisse über relevante Themen der Architektur, der Innenarchitektur und des Designs sowie ihre Wechselwirkungen und lernten diese Themen anschaulich zu präsentieren.

Aufgabe war es das interdisziplinäre Werk Otl Aichers, seine Texte, Ideen und Thesen zu analysieren, um darauf aufbauend ein eigenes konsequentes Entwurfskonzept anhand eines experimentellen, dreidimensionalen Objektes, einer Skulptur oder eines Modells zu entwickeln.

Projektrückblick

Konfrontiert mit dem Umfang des Erbes von Otl Aicher, war es für die interdisziplinäre Gruppe aus Architektur-, Innenarchitektur- und Produkt-Designstudent:innen anfangs schwierig, sich auf einzelne Ansätze zu beschränken. Im Laufe der Zeit entwickelten sich dennoch immer klarer die unterschiedlichen Projekte der einzelnen Studierenden, die widerspiegelten wie facettenreich Aichers Lebenswerk ist.

Zahlreiche Anregungen fanden die Teilnehmer:innen in den tiefgründigen Texten Otl Aichers. Es galt Material für Konzepte, Texte, Produktideen und am Ende sogar für einen Comic zu finden. Durch diese unterschiedlichen Herangehensweisen wurde das Erbe Aichers geprüft, mit der heutigen Zeit abgeglichen, bewundert und kritisiert. Im Bereich der Innenarchitektur, mit Schwerpunkt Küche, kam man zu der Erkenntnis, dass Aichers Lehren sehr wohl heute auch noch ihren Platz haben. Des Weiteren wurden uns die Grenzen zwischen Design und Kunst vor Augen geführt, mittels einer Assemblage basierend auf Aichers Texten.

Auch innerhalb der drei Studiengänge die an dem Projekt teilnahmen, gab es interdisziplinäre Fortschritte. Inspiriert von Aichers Werk fertigte ein Innenarchitektur Student ein Objekt, dass man so eher in die Sparte der Produktdesigner einordnen würde - eine Computermaus, die die Sehnen schonen soll. Besonders einprägsam war ein Comic über eine Türklinke, die durch ihren unhandlichen Griff die mögliche Übertragung von Bakterien vermindert - eine Thematik die besonders in letzter Zeit sehr wichtig geworden ist.

Auch im philosophischen Bereich wurde man angeregt mit einem neuen Blickwinkel auf die Welt zu schauen, um so sein Leben zu bereichern - oder wie in der Arbeit einer Studentin, um mehr zu erkennen als zuvor. Selbst durch einen wissenschaftlichen Blickwinkel, prüfte man Aichers Thesen. Die Thematik der Blindenschrift, angeregt durch seinen Text “Greifen und Begreifen”, wurde auf die Piktogramme Aichers übertragen. So wurden Parallelen zwischen den Vorgängen des “Greifen und Begreifens” erschlossen - bezogen auf sehbeeinträchtigte Menschen.

Eine der wohl imposantesten Griffstudien war die einer Übergroßen Hand aus Blauschaum. Die halb geschlossene Faust bot verschiedenste Griffstellen und warf einige Fragen in Bezug auf das Greifen auf: Wie greifen wir so einen Gegenstand, welche psychologischen Einsichten entstehen dadurch und welche Einwirkungen hat das auf die alltägliche Verwendung von “griff-basierten Gegenständen”?

Mit eben genau diesen Gegenständen setzten wir uns bei einigen Treffen, sowie der finalen Präsentation, auseinander. Jeder wurde gebeten solche Objekte mitzubringen und schnell entstanden Diskussionen und Vergleiche, zwischen der Verwendung verschiedenster Werkstoffe, Sport-Griffen/Grifftrainern und dem Wandel der Zeit und dessen Einwirkung auf Design und Griff.
Rückblickend lässt sich sagen, dass das Erbe Otl Aichers immer noch zeitgemäß ist und seinen Wert unter Beweis stellt, sei es in der Architektur, Innenarchitektur, im Produktdesign, im Grafikdesign, im pädagogischen- oder psychologischen Bereich.

Projektergebnisse

Lukas Dittrich

Philipp Mahrholdt

Johannes Prechtl

Alice Richter

David Sadlowski

Julia Ziefle

Über die Hochschule Coburg

Im Februar 2005 beschloss der Senat der Fachhochschule Coburg – ermutigt durch den expliziten Wunsch aus Wirtschaft und Politik, den Standort Coburg in den Bereichen Bauen und Design weiter auszubauen und zu stärken – die Gründung der Fakultät Design, bestehend aus den (damals noch Diplom-) Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen, Innenarchitektur und Integriertes Produktdesign mit damals insgesamt 799 Studierenden. Damit hat die heutige Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg als erste und bis heute wohl einzige deutsche Hochschule die organisatorischen Grenzen zwischen den genannten vier Studiengängen aufgehoben, die untereinander vielfältige inhaltliche Berührungspunkte aufweisen.

Die Aneignung einer „Schnittstellenkompetenz“, die der frühere Präsident Lindner zunächst für die Absolventen des Studiengangs Integriertes Produktdesign eingefordert hatte, wird durch das höchst innovative Modell der Fakultät Design nicht nur für diesen, sondern ganz selbstverständlich auch für die Absolventen der anderen Studiengänge sichergestellt – ebenso wie eine ganzheitliche, interdisziplinäre und praxisnahe Ausbildung aller Studierenden.