Pavillons UdK, Berlin
TRU Architekten

Ende 2019 ergänzen zwei sphärische Erscheinungen die Flächen der Ber­liner Uni­ver­sität der Künste, kurz: der UdK Berlin. Das Berliner Büro TRU Architekten findet mit den beiden minimalistischen Pavil­lons den Ausweg aus der Raumnot. Die entrückten Bau­körper stehen in der Bun­des­allee vor den reprä­sen­ta­tiven Mauern des klas­si­zis­ti­schen Uni­ver­si­täts­ge­bäudes und halten schallentkoppelte, im Hall regulierbare Proberäume für die Musik-Fakultät bereit.

Adresse/Anfahrt

Universität der Künste Pavillons
Bun­des­allee 1-12
10719 Berlin
Anfahrt

„Weil lärmintensive Bauarbeiten nur in den Semesterferien durchgeführt werden konnten, haben wir einen Bau aus vorgefertigten Raumzellen konzipiert. Die goldene Metallhaut umschließt die Module und schafft eine innige Verbindung mit dem Altbau.“

Henning von Wedemeyer, Partner bei TRU Architekten und Leiter des Pavillon-Bauprojekts

Henning von Wedemeyer, Partner bei TRU Architekten und Leiter des Pavillon-Bauprojekts

© Annegret Hultsch

Minimalistische Pavillons für die Musik

Jeweils sechs kleine Räume und ein Dop­pel­raum stehen den Musik-Stu­dierenden der UdK Berlin in den ein­ge­schos­sigen Kuben zum Üben offen. Und das – dank der im Inneren wie nach außen durch­dachten Akustik – 24 Stunden am Tag.

Außen umgibt die zwei Bau­werke eine Well­me­tall­fas­sade, die durch ihre Per­fo­ra­tion die Anmu­tung eines zarten Vor­hangs bekommt. Diese golden schim­mernde Außen­haut mit Kup­fer­le­gie­rung legt sich in Schwin­gungen vor eine innere Schicht aus schwarzen Drei­schicht­platten. Sie fungiert als „Wet­ter­haut“. Durch ihre Farb­ge­bung gehen die Pavil­lons eine Ver­bin­dung mit dem UdK-Gebäude, dem ehe­ma­ligen Haupt­ge­bäude des Joa­chimst­hal­schen Gym­na­siums mit seiner Fassade aus gelben Klin­kern ein. Ansonsten stellt sich die mini­ma­lis­ti­sche Archi­tektur selbst­be­wusst modern neben den Altbau aus dem Jahr 1880.

Die Pavil­lons sind ein­ge­glie­dert in die zwei Höfe auf der Rück­seite des ach­si­al­sym­me­trisch ange­legten Altbaus. Ihre beson­ders kurze Rea­li­sie­rungs­zeit von nur einem Jahr verdanken sie der Mas­siv­holz­bau­weise aus vor­ge­fer­tigten Ele­menten. Die ein­zelnen Räume sind als Module geplant und fertig mon­tiert vor Ort auf einer Stahl­be­ton-­Bo­den­platte instal­liert. In zwei Reihen von vier Räumen richten sich die ‚Übe-Räume‘ an einem längs durch den kubi­schen Bau geführten Flur aus. Die Flure sind mit einer Schall­schutz­ver­klei­dung aus­ge­stattet und machen die Kuben mit ihren Signal­farben Blau und Rot unverwechselbar. Die Räume selbst sind zurück­hal­tend mit Sicht­holz­-O­ber­flä­chen gestaltet.

© Albert Andrews

Individuell justierbare Akustik

Die rea­li­sierte akus­ti­sche Gestal­tung der Übe-Räume geht flexibel auf die unterschiedlichen Ansprüche der Musiker:innen beim Proben ein. So finden die Archi­tekt:innen in Gesprä­chen heraus, dass manche Musiker:innen eine gute Akustik beim Üben als hin­der­lich empfinden, während andere sich ebendiese wün­schen. Die Archi­tekt:innen planen daher so, dass nur die bau­li­chen Anfor­de­rungen an die Akustik erfüllt sind – die Raum­akustik selbst kann indi­vi­duell von den Nutzer:innen gesteuert werden. Ein raum­hoher Vorhang aus Molton absor­biert die Töne, wenn er zuge­zogen wird. Bleibt er offen, werden die Töne von den Wänden zurück­ge­worfen. Vors Fenster gezogen schirmt er die Übenden bei Bedarf zusätz­lich gegen die Blicke von außen ab.

Wichtig ist es den Archi­tekt:innen, einen geschützten Ort zu schaffen, an dem die Studierenden, anders als auf der Bühne, unbe­ob­achtet sein können, um auch performative Aspekte der Bühnenpräsenz wie Mimik und Gestik für sich ausprobieren zu können. Die kon­struk­tive Tren­nung der ein­zelnen vor­ge­fer­tigten Boxen dient der Schal­lent­kopp­lung von Raum zu Raum. Zwi­schen ihnen liegt eine 10 Zen­ti­meter breite, mit Mine­ral­wolle gefüllte Fuge. Um die Module trotz allem optisch zu einem Bau zusam­men­zu­binden, arbeiten die Archi­tekt:innen eine Metall­fas­sade aus. Sie schmiegt sich wie ein gol­dener Vorhang um die Pavil­lons und spiegelt somit auch die Präsenz der Büh­nen­the­matik nach außen. Die gewählten Griffe ordnen sich der Gestal­tung der Pavil­lons unter und geben der Archi­tektur ihren Raum.

Sandra Töpfer und Henning von Wede­meyer von TRU Archi­tekten entscheiden sich für das Modell FSB 1005. Das Modell von Johannes Potente sagt ihnen wegen seiner hand­schmeich­le­ri­schen Form und Haptik zu – und weil, wie sie die Wahl begründen, der Griff, aus­ge­führt in fein matt gebürs­tetem Edel­stahl, mit seiner Schön­heit, Eleganz und Zurück­hal­tung zur Schlicht­heit des Bau­werks passt. Die Pavil­lons der Uni­ver­sität der Künste Berlin werden beim Deut­schen Fas­sa­den­preis 2020 mit einer Aner­ken­nung gewür­digt.

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