Elbphilharmonie, Hamburg
Herzog & de Meuron

Die Idee, in einem leer­ste­henden Spei­cher an der Elbe ein Kon­zert­haus von Welt­rang zu eta­blieren, kommt 2001 von einem Pri­vat­mann. Alex­ander Gérard verwirft den geplanten Media City Port und ist über­zeugt: Diesem expo­nierten Ort im Stadt­raum gebührt eine öffent­liche Nutzung! Die Archi­tekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron sind sofort mit im Boot. Unter einer Bedin­gung: dass man dem alten Kai­ser­spei­cher seine Umnut­zung werde ansehen können.

Adresse/Anfahrt

Elbphilharmonie Hamburg
Platz der Deutschen Einheit
20457 Hamburg
Anfahrt

„Ein Gebäude ist ein Gebäude. Es kann nicht wie ein Buch gelesen werden; es gibt keine Untertitel oder Etiketten wie bei einem Bild in einer Galerie. In diesem Sinn ist es absolut antirepräsentativ. Die Stärke unserer Gebäude ist der unmittelbare Eindruck, den sie auf die Besucher:innen ausüben.“

Jacques Herzog

Eine Reihe von Verrücktheiten

Die Baseler Architekten haben 2001 bereits Groß­pro­jekte wie das Olym­pia­sta­dion in Beijing oder die Lon­doner Tate Modern vorzuweisen. Für die Hamburger Elbphilharmonie erhalten sie freie Hand. Schon ihr erster Entwurf setzt dem Gebäude eine Art Hah­nen­kamm auf­. Die geplanten 241 Mio. Euro Bau­kosten sollen zum Teil durch Spenden, zum größten Teil aber durch die Ver­mark­tung von Hotel und Woh­nungen, die Teil des Gebäu­de­ent­wurfs sind, finan­ziert werden. 

Kern ihres Entwurfs ist der Aspekt der öffent­lichen Nutzung: Der Ort soll allen offen­stehen. So liegt die Bühne des großen Kon­zert­saals in der Raum­mitte, die Besu­cher­ränge umgeben sie. Mehr noch: Durch eine öffent­liche Plaza öffnet sich das Haus für alle Interessierten, nicht nur für Men­schen mit Kon­zert­karten. Die spiegelnde Fassade macht die Elphi – wie sie lie­be­voll genannt wird – neben ihrer krö­nenden Dach­kon­struk­tion zum neuen Wahr­zei­chen der Stadt. 

Die Ein­ma­lig­keit der Anfor­de­rungen zeigt sich schon in der logis­ti­schen Her­aus­for­de­rung, die unzäh­ligen Fens­ter­ele­mente produzieren zu lassen: Welt­weit kann nur eine Firma Glas mit Chrom bedru­cken, nur zwei Firmen welt­weit können das Glas dann biegen. Damit die Akustik zu einer der besten der Welt gehören kann, wird sie anhand eines Eins-zu-eins-Modells getestet. Der japanische Akustiker Yas­u­hisa Toyota optimiert den von Herzog & de Meuron ent­wor­fenen Saal so, dass die Konzertgäste das Gefühl bekommen, direkt zwi­schen den Instru­menten zu sitzen.

© Oliver Heissner

Groß und extravagant gedacht

Um die beson­dere Akustik der Hafen­lage in den Griff zu bekommen, ist der Saal schwe­bend mit einer inneren und einer äußeren Hülle gebaut. Die innere Schale lagert vollständig auf fle­xi­blen Stahl­fe­dern. Auf diese Weise ist sie akus­tisch ent­kop­pelt und schall­iso­liert. Die Ober­flä­chen im großen Saal dienen eben­falls der Ver­bes­se­rung des Klangs. Mit ihrer Orna­mentik orientieren sie sich an alten Kon­zert­sälen. Rund 15 Kilometer Fugen ­bedecken die Innen­wände des Saals. So verläuft das Musikerle­ben äußerlich unbeeinträchtigt. Auch das Dach ist Hoch­leis­tungs­ar­chi­tektur: 6.000 Qua­drat­meter groß, der höchste Punkt in 110 Metern Höhe, allein der Stahlbau für die Kon­struk­tion wiegt 1.000 Tonnen und oben­auf runden 6.000 Pail­letten mit einem Durch­messer von 90 bis 110 Zen­ti­me­tern das Ganze buch­stäb­lich ab. Der leicht und elegant wir­kenden Wel­len­form ist kaum anzumerken, dass das Dach 8.000 Tonnen trägt. Dafür bleibt der Stahl­bauer vier Jahre am Bau, statt der geplanten sechs Monate.

Für die Kugellampen in der Foyer­decke wird lange nach einem Glas­bläser gesucht. Die großen Glas­ku­geln mit ihrer außer­ge­wöhn­li­chen Wand­stärke sind aufwendig zu fertigen. Die pas­sende Werk­statt wird schließlich im tsche­chi­schen Elb­sand­stein­ge­birge gefunden. 

Für die Tür­griffe wählen Herzog & de Meuron das Griff­mo­dell-Paar 1023/1053 von Johannes Potente. Johannes Potente spielt mit dem Griff wiederum auf die Ulmer Tür­klinke des Schweizer Gestal­ters Max Bill aus den 1950er-Jahren an. Die Architekten begründen ihre Wahl mit der Modernität und Zeitlosigkeit des Griff-Modells und attestieren dem Modell von Johannes Potente die weitaus sanf­teste aller Lini­en­füh­rungen unter den U-Griffen. Je nach Tür­an­for­de­rung wird das Modell in unter­schied­lichsten Abwand­lungen verbaut: unter anderem als AGL® Objekt­gar­nitur, als Drü­cker- und Wech­sel­gar­nitur mit Kugel­knopf oder auch als WC-Gar­nitur mit Riegel. In Form des Fens­ter­griffs findet das Modell an den Fens­tern im Wohn- und Hotel­be­reich Anwen­dung.

Als Elek­tronik-Gar­nitur wird FSB 1023 auch mit dem elek­tro­ni­schen Zugangs­ma­nage­ment-System M 300 genutzt. Das eben­falls in den Räum­lich­keiten der Elb­phil­har­monie eingesetzte Modell FSB 76 1004 (AGL® FS Feu­er­schutz) von David Chip­per­field folgt mit seiner kan­tigen Linie einem klaren for­malen Konzept. Schon in dieser Griff-Kombination zeigt sich eine stilsichere Aufmerksamkeit, die noch einmal auf die Fassade und ihr ver­chromtes Punk­te­dekor zurückverweist.

Newsletter

Mit unseren Newsletterformaten informieren wir über Produktneuheiten und aktuelle Themen.