Es ist ein Mammut-Projekt, mit dessen Planung und Realisierung der Architekt Fawad Kazi mit der Planergemeinschaft PG KSSG-OKS seit 2011 beschäftigt ist. Über ein Jahrzehnt, von 2016 bis 2028, wird das traditionsreiche Kantonsspital St. Gallen umstrukturiert, erweitert und modernisiert. So soll der gesamte Campus mit seiner überholten Zentrierung auf Ärzte und Klinik in eine auf Patient:innen und Prozesse ausgerichtete Anlage verwandelt werden.
Adresse/Anfahrt
Kantonspital Sankt Gallen
Rorschacher Str. 95
9007 St. Gallen
Anfahrt
„Das Spital-Areal ist aufgrund seiner Dimensionen beinahe ein eigenes Quartier – das ist aus städtebaulicher wie betrieblicher Sicht äußerst anspruchsvoll.“
Ursprünglich als Gemeindekrankenhaus erbaut, wird das Spital 1869 vom Kanton St. Gallen übernommen und entwickelt sich zum größten nicht-universitären Klinikum der Schweiz. So wird mit der Zeit eine Erweiterung des Kantonsspitals nötig und sie umfasst auch den Neubau des Ostschweizer Kinderspitals am gleichen Standort. Das Zürcher Architekturbüro bringt sich aber auch städtebaulich ein – etwa mit der Idee, den Grünraum entlang der Rorschacher Strasse zu erhalten.
Die parkähnliche Anlage des Spitals mit den solitären Bauten wird im Laufe des Langzeitprojekts zu einem zusammenhängenden Komplex weiterentwickelt, der wie eine Stadt in der Stadt funktioniert. Inspiriert ist der Architekt dabei vom historischen Areal des St. Galler Stiftsbezirks und dessen atmosphärischer Abfolge von Plätzen, Durchgängen und Wegen.
Das sechsgeschossige Haus 10 ist als erster Neubau bereits im Oktober 2018 nach 33 Monaten Bauzeit fertiggestellt. Ein Meilenstein. Es vereint eine Vielzahl an Ambulatorien und ersetzt drei bestehende Häuser sowie die bisherige Notstromanlage. Eine Passerelle über die Lindenstrasse hinweg zu den südlich gelegenen Häusern 24 und 25 eröffnet eine direkte Verbindung ins Innen-Areal des Spital-Campus. Der straßenseitige Haupteingang im Erdgeschoss des Neubaus wird so durch Zugänge im dritten und vierten Obergeschoss ergänzt. Mit ihrer innen sichtbaren Stahlkonstruktion bietet die 51 Meter lange Brücke auf zwei Geschossen getrennte Wege für Fußgänger:innen und Logistik.
Die Fassade von Haus 10 greift farblich andere prägende Bestandsbauten des Kantonsspitals auf und bindet den Neubau so auch gestalterisch in das wachsende Ensemble ein. Die bronzefarbene aluminiumverkleidete Fassade ist plastisch gedacht und zieht ihre Wirkung aus einem klar gegliederten Gefüge horizontaler und vertikaler Linien. Durch die Reliefierung entwickelt sich ein wechselvolles Spiel mit Licht und Schatten. Die Flächen im Inneren des Neubaus sind mit ihrem Raster von 8,1 × 8,1 Metern ganz darauf angelegt, sich an künftige Nutzungsänderungen flexibel anzupassen.
Die Räumlichkeiten strahlen Hochwertigkeit und Modernität aus. Terrazzo-Böden und Sichtbetonwände prägen den Raumeindruck der Eingangsbereiche und des Treppenhauses. Kassettierte Decken mit Punktleuchten sorgen für den besonderen Charakter des Entrées und der Liftlobbys auf den Geschossen. Für Akzente sorgen Tresen und Möbel aus Holz in den Wartebereichen wie auch gezielt ausgewähltes Mobiliar in prägnanten Farben, wie die roten Liegen in den Behandlungsräumen oder die orangenen Sitzmöbel und roten Besprechungskabinen in den Open-Space-Büros.
Fawad Kazi kann für sein Projekt auf eine eigene Griff-Serie zurückgreifen: Das Modell FSB 1254 ist sein eigenhändiger Entwurf. So wird die Idee einer ganzheitlich gedachten Architektur noch einmal auf eine andere Ebene gehoben. Das eigens entworfene Modell zeichnet sich durch Eleganz, Funktionalität und Zeitlosigkeit aus. Der Griff ist in seiner Gestaltung reduziert und kombiniert die Grundformen von Kreis und Quadrat zu einem universell einsetzbaren Modell. Verwendung findet es im Kantonsspital St. Gallen auch in seiner Return-Variante FSB 1255 und als klassische Fensterolive FSB 3454.