Schwarzes Haus, Breitbrunn am Ammersee
BUERO WAGNER

Auf dem freien Rest eines bereits bebauten Grund­stü­ckes nahe München in Breit­brunn am Ammersee entsteht 2018 zwi­schen einem Büro­ge­bäude und einem Ein­fa­mi­li­en­haus aus den 1980er-Jahren ein kleines archi­tek­to­ni­sches Juwel: das Schwarze Haus. Über 85 Quadratmeter verfügt BUERO WAGNER beim Entwurf des kleinen Wohngebäudes mit karbonisierter Fassade. Diese fasst ein Raumkontinuum auf zwei Ebenen ein, das ein Schwenkfenster in den Außenraum überleitet.

Adresse/Anfahrt

Das Schwarzes Haus
Zugspitzstraße 18
82211 Breitbrunn am Ammersee
Anfahrt

„Wir wollten nicht, dass das Haus der Architektur der bestehenden Gebäude folgt, sondern der Topografie, sodass es als unabhängiges Bauwerk wahrgenommen wird.“

Fabian A. Wagner

Fabian A. Wagner

© Niko Schmid-Burgk

Plädoyer für die bauliche Vielfalt

Die For­de­rung, die euro­päi­schen Städte nach­zu­ver­dichten, ist heute in aller Munde. Dass das Konzept auch für den länd­li­chen Raum sinn­voll wäre, ist weit weniger präsent. So werden Land­schaften zer­sie­delt, die Innen­stadt­kerne klei­nerer Städte zuneh­mend verödet und große neue Ein­kaufs-‚Zentren‘ an die Ränder gebaut.

Kon­zep­tio­nell wider­setzt das Schwarze Haus des Archi­tekten Fabian A. Wagner sich der in weiten Teilen ein­för­migen Welt der Ein­fa­mi­li­en­häuser und fügt ihr einen prä­gnanten schwarzen Tupfer hinzu. Mit seiner Hülle aus ver­kohltem Holz hebt sich das Schwarze Haus vom Bestand ab und ent­wi­ckelt seinen beson­deren Cha­rakter gerade aus seiner mini­ma­lis­ti­schen Archi­tek­tur­sprache.

Da nur noch 85 weitere Qua­drat­meter auf dem 2.000 Qua­drat­meter großen Grund­stück bebaubar sind, ist auch das Raum­pro­gramm redu­ziert auf das Not­wen­dige: Im Erd­ge­schoss befindet sich ein offener Wohn- und Ess­be­reich; Schlaf­zimmer mit Bad und das sepa­rate WC liegen im Sou­ter­rain.

Der Ausgangsgedanke des Archi­tekten und seines Büros ist es, das Haus als eigen­stän­digen und unab­hän­gigen Bau zu erkennen zu geben. Nicht der Archi­tektur des Bestands soll der Entwurf folgen, sondern der Topo­gra­fie des Grund­stücks. So setzt sich der Entwurf aus zwei unter­schied­li­chen, inein­an­der­grei­fenden Volumen zusammen. Ein Quader mit Flach­dach legt sich direkt an den Bau des beste­henden Ein­fa­mi­li­en­hauses und bildet den Ein­gangs­be­reich. Ein grö­ßerer Bau­körper mit Gie­bel­dach schafft die Ver­bin­dung zum höher­ge­le­genen Garten.

© Florian Holzherr

Minimalistischer Materialkanon und Oberflächen ohne Chemie

Durch den aus­ge­nutzten Höhen­vor­sprung des Geländes zwi­schen Sou­ter­rain, Ein­gangs­ebene und Ter­rasse ent­stehen auch im Inneren des Gebäudes unter­schied­lich hohe Räume, die sich mit ihren Nut­zungen inein­an­der­schieben und über­lappen. In Rich­tung Garten ist die Beton­struktur des Hauses weit aus­ge­schnitten. Zwei riesige Pivot-Fenster bilden die nord­west­liche Ecke des Hauses. Dreht man sie in ihren Angeln, fließt der Innen­raum ins Freie, während die weit nach außen ste­henden Fens­ter­flügel der Ter­rasse Struktur geben. 

Das Inte­rieur ist geprägt vom Einsatz weniger, schlichter und natur­be­las­sener Mate­ria­lien. Die Sicht­beton-Ober­flä­chen wurden geschliffen und sand­ge­strahlt, was ihnen eine beson­dere Haptik ver­leiht. Kom­bi­niert sind sie mit Böden, Ein­bau­mö­beln und offener Treppe aus geöltem Eichen­holz.

Die Drücker im Schwarzen Haus passen genau ins detail­be­tonte Konzept. So schwarz wie das Haus von außen sollen auch die ein­ge­setzten Klinken sein. So sucht das Büro nach einem Griff in puris­ti­schem, schlichtem und zurück­hal­tendem Design und wählt den Alu­mi­ni­um­drü­cker FSB 1076 in Kom­bi­na­tion mit den Rosetten FSB 1035 mit tief­schwarzer Ober­fläche. Die indi­vi­du­elle Anpass­bar­keit der Ober­flä­chen der Beschläge in Ver­bin­dung mit der weiten Pro­dukt­pa­lette lässt dem Büro den nötigen Raum für die durchdachte Wahl.

Der groß­flä­chige und rohe Einsatz von Beton wird im Betrieb des Hauses auch ener­ge­tisch aus­ge­nutzt. Direkt in die Böden und Wände aus Beton wird eine Flä­chen­hei­zung integriert. Dabei dienen die Beton­vo­lumen als ther­mi­scher Ener­gie­spei­cher. Besondere Aufmerksamkeit gebührt auch der namens­ge­benden Fassade. Sie besteht aus einer ver­tikal mon­tierten Holz­ver­scha­lung und ist weit mehr als das Resultat einer dras­ti­schen ästhe­ti­schen Ent­schei­dung. In der japa­ni­schen Tra­di­tion des Shou Sugi Ban wird die Holzoberfläche ver­kohlt und anschließend mit Öl versiegelt. So wird sie wasserabweisend und gegen Pilz­be­fall resistent. Im gesamten Haus kann damit auf che­mi­sche Behand­lungen ver­zichtet werden. Zum cha­rak­te­ris­ti­schen Äußeren tragen auch die kontrastierenden hellen Holz­fenster bei.

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