Faktorenhaus, Schönbach
Atelier ST

Das Fak­to­ren­haus im sächsischen Schön­bach wird 1785 errichtet, als die Lei­nen­we­berei noch die Ober­lau­sitz prägt. So handelt auch sein Erbauer, ein Faktor, mit Garnen und anderer Aus­rüs­tung für die Tuch­ma­cherei. Als Atelier ST mit dem Umbau des alten Umgebindehauses beginnt, gehört es einem Möbel­unternehmen. 2020 ist dessen denkmalgeschützter Sitz bereits modernisiert: Schon liegt im Dachboden die Trägerstruktur frei und Hechtgauben spenden Licht.

Adresse/Anfahrt

Faktorenhaus, Schönbach
Hauptstraße 73
02730 Ebersbach-Neugersdorf
Anfahrt

„Wir möchten Bauten schaffen, die von außen nicht sofort alles preisgeben. Die man erfahren muss und die mit einem räumlichen Erlebnis aufwarten.“

Sebastian Thaut

Sebastian Thaut

Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut © Atelier ST

Das Umgebindehaus als Unternehmenssitz

Das Ober­lau­sitzer Berg­land zieht sich als hüge­lige Land­schaft östlich von Dresden bis nach Tsche­chien. In der Region ist eine Viel­zahl alter Umge­bin­de­häuser anzutreffen, die sla­wi­schen Blockbau und deut­schen Fach­werkbau ver­binden. Durch ihre tra­di­tio­nelle Anmu­tung gehören die oft präch­tigen Bauten zu den tou­ris­tisch bedeutenden Wahr­zei­chen des Ober­lau­sitzer Berg­lands. Eines dieser Umge­bin­de­häuser ist das Fak­to­ren­haus in Schön­bach, dem das Atelier ST eine Fri­schekur zuteilwerden lässt.

Umge­bin­de­häuser bestehen meist aus einem mas­siven Sockel, auf den ein Fach­werk aus Holz auf­ge­setzt ist. Den Namen des Bautyps ‚Blockbau‘ prägt die soge­nannte Block­stube im Erd­ge­schoss, die nicht Teil des Stein­mau­er­werks ist, sondern aus einer umbin­denden Stüt­zen­kon­struk­tion aus Holz und einer dahin­ter­lie­genden Stube mit Wänden in Block­bau­weise besteht.

Die Block­stube behält mit Atelier ST ihre beson­dere Bedeu­tung im Faktorenhaus. Als halb­öf­fent­li­cher Ort ist sie Raum für Semi­nare, bei denen die Belegschaft des Unter­neh­mens oder auch Hauskund:innen die Mög­lich­keit erhalten, gemeinsam mit einem Koch ganze Menüs zuzubereiten. Die Atmo­sphäre des Raums basiert auf der umsich­tigen, denk­mal­ge­rechten Auf­ar­bei­tung der ursprüng­li­chen Archi­tektur, die mit einem modernen, roh­stahl­ver­klei­deten Kamin und grad­li­nigen Möbeln kon­tras­tiert.

© Robert Rieger

Ein räumliches Erlebnis

Ziel von Atelier ST ist es, das Ursprungs­bild des Hauses zu bewahren und es gleichzeitig mit den neuen Nut­zungsszenarien in Übereinstimmung zu bringen. Zuerst sind große Fensteröffnungen für das Dach im Gespräch, die der Denk­mal­schutz als zentrales Kriterium allerdings ausschließt. So entsteht als Lösung für mehr Licht die lang­ge­zo­gene Hecht­gaube mit ihrer Reihung kleiner Fenster. Sie geht gestal­te­risch auf die Fle­der­maus­gauben ein und lässt den Gesamtanblick weiter authen­tisch wirken.

So hält der äußere Anschein den großen Coup der Archi­tekt:innen geheim: Ihr eigentliches Wirken trifft die Ankommenden uner­wartet. Beim Eintreten über­rascht die Höhe der Räume, die Weite und Hel­lig­keit, die Atelier ST unter anderem durch eine groß­flä­chige Öffnung des Dach­bo­dens erreicht. Dabei prägen das frei­ge­legte Fach­werk und die Dach­kon­struk­tion die Räume und erzählen von der Tuchhändler-Ver­gan­gen­heit. Ganz in Weiß gehalten, bilden die Räume den his­to­ri­schen Rahmen für die neue Nutzung, die mit kräf­tigen Farben und modernen Mate­ria­lien Einzug hält.

Der gewählte Tür- und Fens­ter­griff des Modells FSB 1102 geht zurück auf ein Redesign von Ales­sandro Mendini, der 1986 den bekannten Gro­pius-Tür­drü­cker neu ­ge­stal­tet. Das Modell FSB 1102 ist in drei Materialitäten erhältlich. Im Fak­to­ren­haus werden die Griffe in Bronze dunkel pati­niert verbaut, da sie so im Sinne der Architekt:innen das Symbiotische im Umgang mit dem Bestand unter­strei­chen und gleich­wohl Wer­tig­keit, Zeit­lo­sig­keit und Eleganz gene­rieren. Für die Schie­be­türen findet die Ein­lass­mu­schel FSB 42 4250 Anwen­dung – eben­falls in dunkel pati­nierter Bronze.

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