Inspiriert von der Schönheit der Kykladen baut Sigurd Larsen 2023 das Piperi House auf der Insel Kythnos. Vier kubische Baukörper schmiegen sich in die hügelige Landschaft und bieten einzigartige Ausblicke auf das Meer und die unbewohnte Insel Piperi. Sie verbinden traditionelle kykladische Elemente mit modernem Design. Das Ergebnis sind klare Linien, kleine Fenster und Treppenläufe, durch die Innen- und Außenräume fließend ineinander übergehen.
„Scheint die Abendsonne in die Küche von Piperi House, muss man anfangen zu kochen, wenn man bei Sonnenuntergang auf der Terrasse zu Abend essen will.“
Während der documenta 14 entdeckt Sigurd Larsen Griechenland für sich. Der auf einer dänischen Insel geborene Architekt fühlt sich zu den Inseln hingezogen – und verliebt sich in ein Grundstück auf der Insel Kythnos. Er fasst den Plan, fernab der dichtbebauten Gegend um Berlin, wo er lebt, ein Sommerhaus mit weitem Ausblick zu bauen. Dafür ist das Küstengrundstück auf der rauen und abgelegenen kykladischen Insel wie geschaffen.
Wenige Jahre später sind vier kubische Volumen auf unterschiedlichen Höhen in die wilde Hügellandschaft sonnenverbrannter, bräunlich-grüner Flora eingebettet und überblicken das Meer. Vorschriftsgemäß baut Sigurd Larsen die Kuben einstöckig. Die Auflagen bringen ihn dazu, unterschiedliche Blickebenen einzurichten. Er verteilt die Kuben wie Dorfhäuser am Hang und verbindet sie durch Treppen, die bergauf und bergab zu den drei Terrassen des Hauses führen – alle mit Blick aufs offene Meer.
Er richtet das Piperi House so aus, dass es das wandernde Sonnenlicht optimal einfängt. Die Überlegungen des dänischen Architekten Jørn Utzon und dessen lichtdurchwanderte Häuser Can Lis und Can Feliz auf Mallorca sind für Sigurd Larsens Umsetzung prägend. Zudem verbaut er den dunklen Naturstein der griechischen Inseln. Die Eisenschichten lassen den Stein je nach Schnittrichtung bläulich oder bräunlich erscheinen. Sigurd Larsen setzt ihn als Mosaik im Innen- und Außenbereich ein. Der kühle Stein überhitzt in der Sonne nicht, sodass er auch außen barfuß begehbar ist.
Architektur mit der Natur verbünden
Die Kykladeninseln sind für ihre raue, felsige Landschaft bekannt, in der es hauptsächlich Sträucher und nur wenige Bäume gibt. Im Winter ist Kythnos üppig und grün, voller bunter Blumen und Düfte, im Sommer verdorren sie und gehen in gelbe und salbeigrüne Farbtöne über. Alle jahreszeitlichen Facetten und Vorzüge werden im Piperi House erfahrbar. Es zeigt sich durchlässig und lädt dazu ein, Architektur in Interaktion mit der Natur zu erleben. Der Tagesverlauf macht sich durch wanderndes Licht und Schatten bemerkbar und frische Luft dringt stetig in alle vier Kuben. Jedes ihrer Zimmer besitzt eine Tür oder ein Fenster, jeweils mit Fliegengitter bespannt. Dadurch können die Zimmer immer geöffnet bleiben.
Alle vier Kuben des Piperi House sind exakt auf die gegenüberliegende Insel ausgerichtet. Auch Esstisch und Sofa, alle drei Schlafzimmer und sogar die Badewanne teilen den Ausblick auf die unbewohnte Insel Piperi – die Fenster rahmen ihn. Die Villa Malaparte auf Capri, die auf dem gigantischen Felsen Punta del Massullo steht und fast darin versinkt, stand Patin für die Idee der Rahmung des Blicks. Ihre auffallend kleinen Fenster zerlegen die sie umgebende Natur in einzelne Ausschnitte, die wie gemalt und durch die Architektur gerahmt erscheinen.
Das geschwungene Treppensystem um das Piperi House herum bildet einen nahtlosen Rundgang. Der Stufenverlauf der Außentreppen setzt sich im Inneren fort. Die Innentreppen sind in die Durchwegung des Außenbereichs so einbezogen, dass man sich wie in einer Endlosschleife durch Innen- und Außenraum gleichermaßen über alle vier Ebenen des Ensembles bewegen kann.
Für das Piperi House wählt Sigurd Larsen Türdrücker der Produktfamilie FSB 1267, nach Entwürfen von Ludwig Mies van der Rohe, aus. Ihre dunkel patinierte Bronze oxidiert im feuchten Küstenklima und geht eine lebhafte Verbindung mit den Eisenschichten des verlegten Natursteins ein. Sie halten den starken Winden und der heißen Sonne stand, genau wie das Piperi House, in dem sich immer ein Zufluchtsort, schattig und windgeschützt, finden lässt.
„Der Stein wird überall auf der Insel verwendet, in den Dörfern und ihren Gassen. Seine rostigen Eigenschaften passen perfekt zu den Bronze-Türklinken. Die salzige, feuchte Luft fördert die Patina und lässt die Oberflächen natürlich altern. Die Idee ist, mit den Elementen zu arbeiten und nicht gegen sie.“