Bremer Landesbank, Bremen
Caruso St John Architects

Glä­serne Hoch­häuser prägen die Ban­ken­viertel von Frank­furt am Main bis New York. Aber nicht so in Bremen – in der Han­se­stadt domi­nieren roter Sand­stein und dunkler Klinker das Ban­ken­viertel am Domshof. 2016 ergänzt das Londoner Büro Caruso St John Archi­tects die denkmalgeschützte Umgebung um einen repräsentativen Neubau: die Bremer Landesbank. Sie ist das in Klinker gehüllte Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem historischen Gebäudetyp ‚Bank‘.

Adresse/Anfahrt

Bremer Landesbank
Katharinenstraße 32
28195 Bremen
Anfahrt

„Wir waren die einzigen Nicht-Deutschen, die am Wettbewerb teilgenommen hatten, und wir waren die Einzigen, die ein Backsteingebäude vorschlugen – mitten in Bremen! Das war natürlich eine Überraschung. Warum sollte man […] dort eine Bank mit einer weißen Putzfassade bauen? Die Aufgabe von Architekt:innen ist es doch, Gebäude zu schaffen, die in ihrem Kontext bedeutsam sind.“

Adam Caruso

Repräsentativer Neubau in hanseatischem Kleid aus Klinker

Die neue Bremer Lan­des­bank (BLB) von Caruso St John Archi­tects befindet sich unweit des UNESCO-Welt­erbes Bremer Rathaus und Roland. Trotz seiner expres­siven Gestalt fügt sich das fünf­ge­schos­sige Klin­ker­ge­bäude mit Staf­fel­ge­schoss und gleich­mäßig gewellter Fassade wie selbst­ver­ständ­lich in den his­to­ri­schen Stadt­raum ein. Daran wirkt auch der Backstein mit: Ob Weser-­Re­nais­sance, Back­stein-Ex­pres­sio­nismus oder Nach­kriegs­mo­derne, stets kommt er in Bremen zum Einsatz. Auch beim frü­heren Sitz der Lan­des­bank aus den 1970er-Jahren, den der Neubau ersetzt.

Jen­seits des Mate­rials finden sich weitere Refe­renzen an iko­ni­sche Bauten aus der näheren Umge­bung. Die Staf­fe­lung der Fassade und die Glie­de­rung der Fenster erin­nern an das Haus der Bremer Stadt­waage. Zwi­schen den kon­vexen Wöl­bungen in Back­stein, die sich in den oberen Staf­fel­ge­schossen ins Konkave kehren, ziehen sich Lisenen in die Ver­ti­kale. Diese gotische Anmutung ist dem nor­di­schen Renais­sance­stil des Rat­hauses entlehnt.

Ein­drück­lichstes Element des Eck­hauses an der West­seite des Domshofs ist der Eingang in Form eines zwei Geschosse über­grei­fenden, massiv wir­kenden Quaders. Statt herr­schaft­li­cher Säulen, die früher die Ein­gänge tra­di­ti­ons­rei­cher Geld­häuser säumten, betont ein sti­li­siertes Stu­fen­portal den Eingang. Was außen wie ein Durch­gang durch einen mas­siven Block wirkt, ent­puppt sich im Innern als opti­sche Täu­schung. Der Eingang wird zu einer nach innen gestülpten Skulptur, die sich stu­fen­weise in den Foy­er­raum ver­jüngt.

 

© Hélène Binet

Von klarer eigener Iden­tität zeugend

Die Caruso St John Archi­tects aus London ver­folgen eine Archi­tektur, die stets eng mit ihrer jewei­ligen Umge­bung im Dialog steht. Ihre Arbeit ist geprägt von einer stän­digen Aus­ein­an­der­set­zung mit der euro­päi­schen Stadt und deren Archi­tektur-, Kunst- und Kul­tur­ge­schichte. Diese Her­an­ge­hens­weise bringt einen Gewinn an Dichte und Aus­drucks­kraft hervor. Es ent­steht ein Dialog mit der gewach­senen Umge­bung und Neues inte­griert sich tief in die beste­henden Struk­turen.

Die Iden­tität des Geld­in­sti­tuts ist nicht nur in den Fas­saden erkennbar, sondern auch im öffent­li­chen Inte­rieur: Beim Betreten der Kas­sen­halle fällt der 12 Meter lange Tresen aus gebeizter und gerauchter Eiche dahingehend auf. Neben Holz­tönen domi­nieren weiße Wände und der Stein­boden die Innen­räume. Die in den Nie­der­landen beliebten Tür­griffe des Modells FSB 1015 nach einem Design von Johannes Potente runden den durchweg von klaren Formen geprägten nor­di­schen Charme der Innenraum­ge­stal­tung ab.

Für die Archi­tekt:innen beginnt 2011 mit dem Entwurf eine grund­sätz­liche Aus­ein­an­der­set­zung mit der Gebäu­de­ty­po­logie der Bank. So holen sie einen ovalen Innenhof als halb­öf­fent­li­chen Vor­platz in das Gebäude hinein. Tags­über ist der zum Himmel offene Platz für alle zugäng­lich. Eine ein­fache und groß­zü­gige Geste, mit der der Hof zudem eine Schwellenfunktion für die Bank­büros übernimmt. Alle Arbeits­räume sind natür­lich belichtet und öffnen sich ent­weder nach außen hin zur Stadt oder in den Hof hinein. High­light für die Mit­ar­beiter:innen und Pri­vat­kund:innen der Bank: die Emp­fangs­räume und das Per­so­nal­re­stau­rant auf oberster Etage mit Blick über die Dächer der Bremer Innen­stadt.

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