James-Simon-Galerie, Berlin

David Chipperfield Architects

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„Teuerste Garderobe der Welt“

Die James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel ist ein ganz und gar ungewöhnliches Haus. Lange wurde es von seiner Bauherrin, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, schlicht als „Eingangsgebäude“ bezeichnet. Der Volksmund kennt es auch als „teuerste Garderobe der Welt“. Doch das Gebäude von David Chipperfield Architects auf seine Funktionen zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht. Zwar hält es alles vor, was in den Museen bislang fehlt oder nicht ausreichend vorhanden ist: ein Auditorium, einen Wechselausstellungssaal, ein Café, einen Shop, Ticketkassen, Toiletten und natürlich auch Garderoben. Und wenn einmal alle Häuser auf der Museumsinsel saniert sein werden, dann wird die James-Simon-Galerie sie miteinander verbinden, oberirdisch und unterirdisch durch die „Archäologische Promenade“.

Mit diesem ungewöhnlichen Neubau vergleichen ließe sich vielleicht die Pyramide im Hof des Louvre in Paris, schließlich erschließt der gläserne Bau von I.M. Pei auch einen Museumkomplex und leitet die Besucherströme durch alle Servicestationen. Doch das Berliner Haus mit seinen schlanken Kolonnaden kann viel mehr als nur Dienstleistung: Während der Pei-Bau trotz der zeichenhaften Pyramide letztlich eine introvertierte Architektur ist, die die Besuchenden von der Stadt isoliert, verbindet sich die strahlend-helle James-Simon-Galerie mit der Stadt.
Etwa durch die Stützenreihen, die die klassizistischen Kolonnaden der Museumsinsel aufgreifen und weiterführen. Auch die Motive der Freitreppe und des überhohen Sockels haben sich David Chipperfield Architects in der Nachbarschaft abgeschaut.

Unter anderem bei den Museen von Karl Friedrich Schinkel, Friedrich August Stüler und Alfred Messel. So setzen die Architekt:innen den städtebaulichen Schlussstein der Insel, der seine profanen Funktionen hinter einem grandiosen Auftritt verbirgt.

Architektur und Objekt

Foto: @Ingrid von Kruse

„Die James-Simon-Galerie ist ein Gebäude und zugleich ein öffentlicher Ort. Seine Existenz verdankt der Bau seinen Funktionen und Einrichtungen für das museologische Programm, seine Aufgabe liegt jedoch darin, die stadträumlichen Beziehungen und den Zugang zur Museumsinsel zu reorganisieren.“

Ein Haus für Flaneure

Auch im Inneren ist die James-Simon-Galerie beileibe kein Zweckbau. Dank großzügiger Treppen und Foyers werden die Besuchenden zu Flaneuren, die durch das Haus spazieren – und nebenbei noch Tickets kaufen oder Audioguides ausleihen können. Der Höhepunkt jedes Besuchs ist sicher die Terrasse, die das Haus im Obergeschoss rahmt. Hier lässt sich im Sommer nicht nur ein Kaffee trinken; von hier aus bieten sich vor allem ganz neue Ausblicke auf die Umgebung – auf Kupfergraben, Altes Museum, Lustgarten und auf das wiederaufgebaute Schloss. Selbst Berlinerinnen und Berliner entdecken ihre Stadt aus dieser Perspektive noch einmal neu, gerahmt durch die Stützen der Kolonnaden.

Hier löst sich auch der Anspruch der Architekt:innen ein, mit dem Haus die Kultur und den öffentlichen Raum zu feiern. Nicht ohne Grund erinnert die James-Simon-Galerie in ihrem Gestus an einen antiken Tempel.

Die Architektursprache jedoch, die ist zeitgenössisch nüchtern mit klaren Kubaturen und viel Beton. Angereichert allerdings mit fast schon kostbaren Materialien und Oberflächen, angefangen beim feinen Betonwerkstein der Fassaden und Kolonnaden, innen fortgeführt mit einer hinterleuchteten Wand aus dünnem Marmor und Einbauten und Verkleidungen aus Nussholz.

Die Beschläge sind aus patinierter und gewachster Bronze, aus dem von David Chipperfield selbst entworfenen Programm FSB 1004. Bis in die Details ein ganz und gar ungewöhnliches Haus!

Ein Beitrag über die Sanierung der Neuen Nationalgalerie Berlin durch David Chipperfield Architects

Objektdetails

Fotos: © Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects, © Simon Menges

Standort

James-Simon-Galerie

Eiserne Brücke
10178 Berlin

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