Das „Café Tiergarten“ im Berliner Hansaviertel ist nach seiner liebevollen und denkmalgerechten Sanierung wieder ein Ort für Nachbarschaft und kulturellen Austausch. Im Erdgeschoss des sogenannten Schwedenhauses beherbergt, sitzt man für Kaffee und Kuchen nun wieder inmitten des Tiergartens. Wo die originalen Beschläge aus den 1950er Jahren nicht erhalten werden konnten, ziert das neue Design von Foster + Partners die Türen.
Das Café Tiergarten befindet sich im Erdgeschoss des Schwedenhauses von Sten Samuelson & Fritz Jaenecke und bildet gemeinsam mit dem Niemeyer-Haus das architektonische Tor zum Hansaviertel. 1957 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung entstanden, sollte die lichte und moderne Bebauung des Hansaviertels dem Berlin der Nachkriegszeit ein neues Gesicht geben. Namhafte Architekten wie Alvar Aalto, Egon Eiermann, Walter Gropius, Arne Jacobsen und Oscar Niemeyer entwarfen hier ein lebendiges, modernes Quartier mitten im Tiergarten, geprägt von optimistischen Ideen für zeitgemäßes städtisches Wohnen.
Ab 1957 werden die Räumlichkeiten des Cafés von der Berliner Großbäckerei Wittler genutzt, dem größten Brotproduzenten Europas in den 1920er Jahren. In den 1980er Jahren schließt die Großbäckerei Wittler ihr Geschäft. Als „Café Tiergarten“ werden die Ladenräume des Schwedenhauses anschließend jahrzehntelang liebevoll, und zur Freude langjähriger Stammgäste, als Kaffeehaus betrieben.
Doch auch diese Ära geht vorbei und das „Café Tiergarten“ muss schließen, bis Leonie Herweg, Simon Freund und Nicolas Mertens, auf den Leerstand aufmerksam werden. Alle drei leben im Hansaviertel, Leonie Herweg betreibt mit GROTTO bereits seit 2023 einen Raum für Kunst und Kultur im von Ernst Zinsser und Hans Rudolf Plarre entworfenen Ladenzentrum um den nördlichen U-Bahn-Eingang des Hansaplatzes.
Sie wollen den Ort wieder zum Leben erwecken – offen, einladend, mit Sinn für Qualität und Geschichte. Bereits ein knappes Jahr später eröffnet das „Café Tiergarten“ wieder seine Türen für die Bewohner:innen und die Besucher:innen des Hansaviertels. Die denkmalgerechte Sanierung beschreibt Leonie Herweg als „riesiges Abenteuer“, dem sie sich mit „romantischer Naivität“ widmeten. Denn: Die Immobilie war in desolatem Zustand. Die Elektrik war von 1957, die Decken im Bad waren siebenfach abgehängt, die Sicht in den Tiergarten verbaut. Eine Restauratorin wurde bereits 2023 im Vorfeld von der Eigentümerin beauftragt. Durch ihre Analyse konnten, in quasi chirurgischer Arbeit, die originalen Wandfarben festgestellt werden, die jetzt wieder Räume bestimmen. Auch die Marquise der Terrasse prägt die Farbigkeit der Räume. Sie entsprach erst bei der zweiten Lieferung dem Orangeton ihres Vorgängers und damit den Vorstellungen des Denkmalschutzes. Auf der Terrasse des Cafés hinterm Schwedenhaus sitzt man inmitten des Tiergartens, aber auch im komplett verglasten Innenraum hat man nicht weniger das Gefühl im Grünen zu sitzen. Nach Norden blickt man auf Egon Eiermanns Scheibenhochhaus in der Bartningallee 2–4, nach Westen auf Alvar Aaltos Zeilenbau in der Klopstockstraße 30–32. Möbliert ist das neue „Café Tiergarten“ in durch ebendiese Zeitgenossen – mit Stühlen von Egon Eiermann, Tischen von Alvar Aalto sowie dem Corbusier-Tisch LC6.
Auch der Ulmer Hocker, an der Hochschule für Gestaltung Ulm von Max Bill entworfen, kommt vor. Tischlermeisterin Hannah Rotthaus von Studio Roh orientiert sich bei den eigens für die Räume gebauten Bänken am Prinzip des Klassikers. Die Lampen stammen aus dem Hause der benachbarten Königlichen Porzellan-Manufaktur oder von Nick Poe.
Die rotbraunen Fliesen in Küche und Bad produziert der britische Hersteller Ketley Brick. Sie finden auch im Londoner Barbican Verwendung und erinnern an die Klinker der benachbarten Hansabibliothek von Werner Düttmann oder die geflieste Fassadengestaltung in den Grundfarben Rot, Blau, Gelb des Wohnhauses in der Bartningallee 7 der Niederländer van den Broek und Bakema.
Kunstwerke der Berliner Malerin Galli, von Gritli Faulhaber, Jack O‘Brien, Catherine MacTavish, sowie Einladungskarten von Marcel Broodthaers, Marcel Duchamp und Thomas Schütte schmücken die Wände vom neuen „Café Tiergarten“.
Besucher:innen und Nachbarschaft sind wieder eingeladen Kaffee und Kuchen, einem späten Frühstück oder frühen Apéro, sowie mit Lesungen oder Bingonächten, zu einem vielseitigen kulturellen Programm.
Wo die originalen Beschläge aus den 1950er Jahren nicht erhalten werden konnten, sind sowohl der kurze Türdrücker FSB 1291 als auch der lange FSB 1292 der Produktfamilie von Foster + Partners in der Oberfläche Aluminium Pure verbaut.
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„Die neue Materialität der Türgriffe, das Aluminium Pure, verhält sich sehr nah zu den originalen Griffen aus den 1950er Jahren. Das greift unsere allgemeine Haltung zum Projekt auf. Es geht uns nicht um eine nostalgische Geste, sodass alles wie früher bleibt, sondern um einen diesseitigen, unverklärten Blick.“
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