Historisches Museum Frankfurt
Lederer Ragnarsdóttir Oei
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Neue Perspektiven in der Altstadt
Lederer Ragnarsdóttir Oei haben den Frankfurtern ein Stück Stadt zurückgegeben. Der Neubau des Historischen Museums zwischen Römerberg und Main schafft öffentliche Räume und belebt alte Verbindungen neu. Während der brutalistische Vorgängerbau aus den siebziger Jahren einen geschlossenen Hof bildete und wie eine Barriere wirkte, gibt sich das neue Museum offener, trotz großer Baumasse. Denn die Architekt:innen haben die Flächen auf zwei unterirdisch miteinander verbundene Häuser verteilt. Dazwischen tut sich nun ein neuer, erhöhter Platz auf und damit ganz neue Perspektiven in der Altstadt.
Mit diesem Vorschlag konnten die Architekt:innen 2008 den Wettbewerb für sich entscheiden – als einzige übrigens hatten sie vorgeschlagen, den historischen Bestand am Main um gleich zwei Gebäude zu ergänzen. An der Nordseite des Grundstücks, zu Nikolaikirche und Römerberg hin, steht nun ein langer Riegel mit einem charakteristischen doppelten Satteldach. Wer vom Römerberg kommt, sieht das neue Haus schon von weitem hinter der Nikolaikirche hervorragen. Beim Näherkommen öffnet sich dahinter der neue Platz, und der zweite, südliche Neubau wird sichtbar.
Dieser zweite Teil dockt auch an das verwinkelte Altbauensemble des Saalhofs an, das auch zum Museum gehört und dessen ältestes Gebäude aus der Zeit um 1200 stammt. Mit dieser städtebaulichen Neuordnung machen Lederer Ragnarsdóttir Oei das Areal durchlässiger: Über den Platz zwischen den beiden Neubauten erreichen Passant:innen die Rückseite des Museums und die Gasse „Saalhof“ – ein vergessener Winkel der Stadt rückt ins Bewusstsein.
Architektur und Objekt
Foto: Zooey Braun
"Ein Museum, das sich mit der Geschichte der Stadt befasst, sollte selbst Beispiel dafür sein, wie die Stadt an dieser Stelle ohne Bruch weitergebaut werden könnte. Das ist in erste Linie eine Frage der Behutsamkeit und Sorgfalt, mit der die Korrektur des Wiederaufbaus, der sich um die Geschichte nicht scherte, erreicht werden kann. Dennoch soll das Besondere der Einrichtung, in einer neuen und gleichzeitig auch vertrauten Art und Weise sichtbar werden.“
Der diskrete Charme der Fünfziger
Beide Neubauten sind mit dem für Frankfurt so typischen roten Sandstein verkleidet, die Dächer mit Schiefer eingedeckt. Lederer Ragnarsdóttir Oei haben auch bei diesem Projekt nicht an den Details gespart und wagen angstfrei dekorative, erzählerische Elemente, etwa die kleinen Klappen in der Fassade oder das umlaufende, wulstige Gesims, das den Sockel abschließt. Vor allem das rautenförmige Muster in der Fassade gibt dem Bau einen diskreten Fünfziger-Jahre-Charme, der gut zu Frankfurt passt – überall in der Stadt ist die Architektur des Wiederaufbaus präsent.
Der Eingang zum Historischen Museum liegt an dem neuen Platz, die Besucher:innen gelangen zunächst in den kleineren Neubau. Im Erdgeschoss des Eingangsgebäudes finden sie Kasse und Shop, außerdem gibt es hier den Übergang zu den Altbauten. Eine große Treppe führt aus dem Foyer ins Untergeschoss mit Café, Garderoben und Toiletten. Hier befindet sich auch der Zugang zum zweiten Neubau. Er beherbergt auf einem unterirdischen und zwei oberirdischen Geschossen den größten Teil der Ausstellungsflächen des Museums.
Viel Platz für die Kurator:innen, die reiche Sammlung zur Stadtgeschichte auszubreiten. Und da hat Frankfurt als Ort der Kaiserkrönungen, als Bürgerstadt und Handels- und Geldmetropole einiges zu bieten.
Objektdetails
Fotos: Roland Halbe