K-Flügel Rathaus Kassel

Bolwin Wulf Architekten

Produkte

Neuorganisieren statt Abreißen – Ein Rathausanbau aus den 1970er Jahren

Man kann in diesen Zeiten in Sachen Architektur nicht oft genug über Beispiele sprechen, wie Bestand erhalten werden kann. Es braucht einen Mainstreamdiskurs, der sich um die Themen Umbauen und Umnutzen und um den so relevanten Erhalt von grauer Energie dreht. Auch bei Gebäuden, die ästhetisch nicht erhaltenswert scheinen, auch bei Häusern die technisch veraltet sind, ist es unter ökologischen Gesichtspunkten meist sinnvoll, umzubauen statt abzureißen und neuzubauen. Architects for future fordern gar ein Abrissmoratorium.

Der alte sogenannte K-Flügel des Kasseler Rathauses – ein Anbau aus den 1970er Jahren an das historistische Rathaus von 1909 – war ehemals ein Beispiel für ein recht unansehnliches graues Verwaltungsgebäude, das viele womöglich nicht erhalten hätten. Nun hat es vom Berliner Büro Bolwin | Wulf Architekten ein neues, freundliches Erscheinungsbild bekommen. Dafür wurden die Fassaden komplett neu aufgebaut, die Grundstruktur des Gebäudes aber wurde erhalten.

Bei dem Gebäude handelt es sich um einen neun bis zwölf Stockwerke hohen, über 110 Meter langen Riegelbau. „Der Entwurf gibt dem `K-Flügel´ Maßstab, Nahbarkeit und ein eigenes Gesicht, jene Eigenschaften, die – zusammen mit dem direkten Austausch zwischen Bürger und städtischen Mitarbeitern – Voraussetzung für eine zeitgemäße öffentliche Verwaltung sind“, so die Architekten über ihre neue Version des K-Flügels.

Architektur und Objekt

Foto: © BOLWIN | WULF Architekten Partnerschaft mbB

„Es ist eigentlich eine `Resozialisierung´ des gesamten Ortes und dieses rigorosen 70´er-Jahre-Baues. `Bürgernähe´ setzt sich hier in einem freundlichen und klaren Gesicht zum öffentlichen Raum um: Erhalt von jeder Menge grauer Energie, aber ohne graue Ausstrahlung“, so Bolwin | Wulf Architekten.

Alter Kern, neuer Look

Die geradlinig gegliederte Fassade wird strukturiert und rhythmisiert durch breite, gleichmäßig gesetzte Fensterelemente. Deren Rahmen stehen von oben nach unten zunehmend aus der Fassade hervor und verleihen dem monolithischen Bau Plastizität. Ungewöhnlich, vor allem für ein großes Verwaltungsgebäude, ist der grobe und laut Architekten „geplant unregelmäßig mit der `Brustleier´ aufgetragene“ Putz, der das Äußere des Baus prägt. Der mit dem Licht von Altrosa bis Rostrot changierende Farbton ist eine Anleihe der Architekten beim historischen Rathausgebäude.

Besondere Beachtung in den Innenräumen erwecken die freigelegten Kassettendecken des Gebäudes. Bisher unsichtbar geblieben, geben sie nun Einblick in die konstruktive Realität des Baus. Gleichzeitig verleihen sie auch den Büros zusätzliche Raumhöhe und Charakteristik. Wo sinnvoll, wurden auch Elemente der Originalgestaltung in den umgestalteten 70er-Jahre-Bau integriert, so beispielweise die Treppengeländer.

An den südlichen und nördlichen Gebäudeenden sind die Aufzugsvorräume zum Flur hin verglast, sodass jeweils eine Art erweiterte Lobby entsteht. Der triste behördentypische Flur ist passé, jetzt da verglaste Türen ihn mit den gereihten Büros verbinden. Diese öffnen sich mit einem bei Sanierungen und Umgestaltungen gern genutzten Griff: Das Modell FSB 1035 von Heike Falkenberg ist eine Adaption einer älteren Griffgestaltung und verbindet so das Gestern mit dem Heute.

Objektdetails

Fotos: © Michael Moser

Standort

Rathaus Kassel

Königsstraße 8,
34117 Kassel,
Deutschland

Anfahrt planen