Neugedachte Klassiker: FSB 1147

Die Türklinke „per se“ nach einem Entwurf von Ludwig Wittgenstein

29.06.2022

Als einer der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts lieferte Ludwig Wittgenstein wichtige Beiträge zur Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins. Im Rahmen der Ausgestaltung des sogenannten Palais Wittgenstein, dem Wohnhaus seiner Schwester in Wien, widmete er sich Mitte der 1920er Jahre erstmals auch der Architektur. Im Zuge dessen schuf Wittgenstein eine wahre Ikone des Türdrückerdesigns. Sein minimalistischer Entwurf, gefertigt aus einem Messingstab mit kugelförmigem Ende, ist auf das absolut Notwendigste reduziert und begeistert mit klaren Linien. Heute als zeitgemäße Interpretation FSB 1147 im Programm des Brakeler Premium-Beschlagherstellers FSB vertreten, prägte die Formgebung der Klinke gleichzeitig auch die visuelle Sprache des Unternehmens: Der Mitte der 1980er Jahre begonnenen Zusammenarbeit mit dem wegweisenden Kommunikationsdesigner Otl Aicher verdankt das Unternehmen sein prägnantes, von der Türklinke des Philosophen inspirierte Logo.

Im Rahmen der Gestaltung eines Wohnhauses für seine Schwester Margarete Stonborough-Wittgenstein im Stil der in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre radikalen, minimalistischen Wiener Moderne, entwarf der Philosoph Ludwig Wittgenstein selbst Details wie die Türdrücker. Dabei wählte er einen Messingrundstab, bog ihn um 90 Grad und formte ein kugelförmiges Ende an. Seither inspirierte dieser reduzierte Entwurf zahlreiche ähnliche Designs und gilt als Urmodell der Türdrücker. Inspiriert von der Türklinke Wittgensteins entwickelte der Grafikdesigner Otl Aicher Mitte der 1980er Jahre das markante FSB-Logo. Ziel des Logos sollte es sein, gleich auf den ersten Blick eine Türklinke zu erkennen. Wittgensteins Entwurf war Aicher offensichtlich bekannt: Eines Tages schnitt Aicher die Silhouette des Griffs aus Pappe aus und platzierte sie auf weißem Papier – das bis heute unverwechselbare FSB-Logo war geboren.

In seiner Publikation „Weltenentwerfen – Eine politische Designtheorie“, erschienen in der edition suhrkamp, erwähnt Friedrich von Borries den FSB-Mentor Otl Aicher, der in seiner Schrift „analog und digital“ Wittgensteins Griff als „Türklinke per se“, und Wittgenstein als „Pionier“ bezeichnete (Aicher 1991, S. 111). Von Borries schreibt weiter zur Verbindung der Gestaltung eines Türdrückers und der Philosophie: „Man kann über das Wesen der Welt ganz grundsätzlich und logisch nachdenken und gleichzeitig seine volle Aufmerksamkeit und Arbeitskraft in den Entwurf einer Türklinke stecken. Wenn man über die Welt nachdenkt, muss man gleichzeitig auch über die Türklinke nachdenken. Und wenn man das tut, werden die Fragen, die man an die Welt hat, auch in der Türklinke beantwortet. Das Kleine ist also immer ein Ausblick auf das Ganze. Auch im Detail bezieht es sich immer auf die Welt. Gutes Design entwirft die Welt, anstatt sie zu unterwerfen – im Kleinen wie im Großen.“

Heute gibt es das Programm FSB 1147 in zahlreichen Ausführungen. Dazu gehören Türdrücker- und Rahmentürgarnituren, Steckgriffe für Fenster und Türen, klassische Fenstergriffe, Hebe-/Schiebetürgriffe, Türdrücker für Rahmentüren sowie Glastürbeschläge und WC-Garnituren. Alle Modelle sind in den Materialien Aluminium und Edelstahl verfügbar.

Der reduzierte Entwurf aus der Hand des Philosophen kommt unter anderem im Messezentrum Nürnberg, dem Schlosserhof in Stuttgart oder der Oper Chemnitz zum Einsatz. Auch im neuen bauhaus museum weimar, von der Berliner Architektin Heike Hanada erbaut, kommt das Modell FSB 1147 zum Einsatz – wenn auch in einer besonderen Ausführung. Hanada stattete die überhöhten Türen des neuen Gebäudes mit einer XL-Version der Wittgenstein-Türklinke in der glatten, aber nicht künstlich veredelten Oberfläche „Aluminium roh gleitgeschliffen“ aus. Die gewählte Ausführung setzt den rohen und einfachen Industriehallencharakter des Museums bis ins kleinste Detail fort und die helle, silberne Erscheinung des Aluminiums ergänzt konsequent die homogenen Stahltüren im rauen Betonrahmen.

Über FSB
FSB ist weltweit ein Synonym für ästhetisch und funktional erstklassige Beschlaglösungen für Türen und Fenster. Aus einer in mehr als 140 Jahren erworbenen Sachkompetenz resultieren zudem barrierefreie Ausstattungssysteme, die Räume leichter handhabbar machen. Architekt:innen und Bauherr:innen greifen bevorzugt nach den konsequent in Deutschland gefertigten Produkten, weil sie bei FSB ein ausgeprägtes Verständnis für die Anforderungen des modernen Bauens und hohe Designkompetenz antreffen: Alles, was im umbauten Raum mit Greifen und Griffen in Zusammenhang steht, wird aus einer Hand bedient.

Franz Schneider
Brakel GmbH + Co KG

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