Maria-Therese Lenart
memotl
„Durch eine Überflutung von Inspirationen war ich überfordert anzufangen, aber das tat mir rückblickend gut.“
Zielsetzung
Durch die gezielte Auseinandersetzung von bestimmten Trägerstoffen, wie beispielsweise Papier, möchte ich mich in Otl Aicher hineinversetzen. Ich möchte Papier selbst herstellen und den Prozess erleben und kennenlernen.
Ich möchte die Herangehensweise von Otl adaptieren. Ein Selbstexperiment? Durch unterschiedliche Drucktechniken, digitaler Auseinandersetzung und durch Kombination aus analog und digital habe ich vor, eine Reihe von Otl Aichers Portraits zu gestalten und ihn zu ehren.
Ideen, Zeichnungen und Papier
Es ergaben sich viele offene Fragen und ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Deshalb begann ich mit einfachen Zeichnungen. Doch was sollen die vielen Portraits am Ende vermitteln? Was wird das Endprodukt? Wochen vergingen und ich dachte mir, dass ich das Projekt gut mit einem handwerklichen Einsatz beginnen könnte. Ich wollte ein Portrait von Otl in Linoleum ritzen und auf mein selbstgeschöpftes Papier drucken.
Otl Aichers Herangehensweise war es, seine Gestaltung selbst wahrzunehmen. Zum Beispiel gestaltete er Küchen, hat sich aber zunächst mit einem Koch zusammengesetzt und Gerichte selbst gekocht, um zu sehen, was das Gericht alles beinhaltet.
Ich ahmte diese Herangehensweise nach, wobei der Träger Papier das Hauptmaterial meines Projekts war. Deshalb stellte ich Papier selbst her.
Ich erzeugte aus Eierkartons und Wasser eine Masse, durch die ich mit einem Schöpfrahmen neues Papier gewann.
Meine Idee, Portraits anzufertigen, stellte sich schwierig dar, weil ich ein Endprodukt oder -medium haben wollte. Irgendwann kam mir die Idee, bei so vielfältigen Illustrationen ein Memory zu produzieren. Ein Memory-Set besteht aus 32 Paaren, also 64 Kärtchen. Dies war für mich ein Leitfaden, sodass ich 32 Portraits in unterschiedlichen Ausführungen gestalte, die sich voneinander abheben sollten.
Von der ersten bis zur letzten Illustration
Die Illustrationen fertigte ich mit dem Programm Procreate auf meinem iPad an. Ich arbeitete zum ersten Mal außerhalb von Adobe Illustrator oder meinen eigenen Handskizzen, weshalb ich mich erst an das neue Programm gewöhnen musste.
Fotos dienten als Vorlage und ich begann, beispielsweise das Gesicht von Inge Aicher-Scholl mit meinem Apple Pen nachzuzeichnen. Ich wurde besser und fing an, mit Freude herumzuexperimentieren: Schlangenlinien und bunte, knallige Farben ließen die Bildmotive modern und interessant wirken. Aus Interesse begann ich das Portrait digital farbig zu füllen. Ich hatte großen Spaß am digitalen Zeichnen und versuchte mehrere Motive zu entwickeln.
Ich entwickelte elf Motive, doch was sollte das zwölfte werden? Nach langem Überlegen fiel mir auf, dass ich weder ein Motiv zu FSB noch zu Türklinken hatte. Das Design von Aichers Türklinke überzeugte mich als Motiv nicht ganz. Ich schaute nochmal die Goodies von unserer FSB-Exkursion durch und da sprang mir in der Broschüre „Die Welt ist alles, was der Fall ist“ eine Zeichnung von Otl ins Auge. Sie passte zum Stil meiner bestehenden Motive, also überlegte ich mir, seine Zeichnung an meinen Stil anzupassen.
Erweiterter Horizont
Die Ausstellung im Landesmuseum Detmold lieferte mir einige Inspirationen zu Otl Aicher. Wenn auch durch Umwege, so freue mich, dass ich doch wieder zum Gestalten von Illustrationen gekommen bin. Mich beeindrucken Comics, Zeitschriften und Editorials im illustrierten Stil schon länger. Durch eine Überflutung von Inspirationen war ich überfordert anzufangen, aber das tat mir rückblickend gut. Denn so setzte ich mich mit meinem iPad und dem Programm Procreat auseinander und lernte etwas Neues.
Ich hatte großen Spaß am digitalen Zeichnen. Ich konnte meiner persönlichen Note treu bleiben und habe das Projekt in einer besonderen Art, die es zu Otl Aichers Zeit noch nicht gab, gestaltet. Im Landesmuseum wurde ein Memory mit Piktogrammen ausgestellt, weshalb ich zu Anfang verunsichert war, ein weiteres Memory zu gestalten. Im Gesamtbild wirkt das Memory lebendig und lädt dazu ein Otl Aicher spielend kennenzulernen.
Hätte ich die Idee mit dem Memory schon zu Beginn verfolgt, könnte ich mit Sicherheit schon animierte Bilder über Artivive vorzeigen. Deshalb möchte ich mich auch gerne nach der Abgabe mit der App auseinandersetzen und meinen Horizont erweitern.