Denise Büker

OTL apparel

„So konnten diese Fehler meiner Kreativität weiterhelfen.“

Who the hell is OTL?

Denise Büker

Ich habe es mir mit meinem Projekt zur Aufgabe gemacht, den Namen Otl Aicher in den Mainstream zu bringen und vor allem bei der jüngeren Generation bekannt zu machen.

Um das zu erreichen, habe ich die Projektidee entwickelt, eigenhändig Printshirts im Siebdruck anzufertigen, die Aicher auf verschiedene Weise würdigen.

Dabei habe ich mich weniger auf seine gestalterischen Arbeiten gestützt, sondern eher versucht, Anekdoten und sein spezielles Mindset die heutige Zeit zu transportieren. Dazu setzte ich mich zunächst tiefgehend mit der Person und seinen Werken auseinander.

Wer ist die Zielgruppe?

Unsere Zielgruppe umfasst Personen aller Geschlechter zwischen 16 und 30 Jahren. Alle Körpertypen sollen miteinbezogen werden, weshalb eine hohe Auswahl an verschiedenen Größen wichtig ist.

Viele Personen der Zielgruppe befinden sich relativ am Anfang ihrer Berufslaufbahn, was sich auch auf das Gehalt und somit auf den Preis auswirkt. Teilweise wohnen Personen in der Zielgruppe noch bei ihren Eltern, der Großteil lebt allein oder in einer Wohngemeinschaft.

Das Kaufmotiv der Zielgruppe ist, coole und besondere Kleidung zu besitzen, in wenigen Fällen auch den Designer Otl Aicher zu würdigen und zu feiern. Die Kaufentscheidung wird eigenständig getroffen, den größten Einfluss nehmen Freund:innen und Gleichaltrige. Beim jüngeren Teil der Zielgruppe nehmen auch die Eltern Einfluss.

Eingekauft wird größtenteils online, eventuell auf Veranstaltungen wie zum Beispiel der Design Week. Das Kaufverhalten sieht sehr unterschiedlich aus.

Manche kaufen nur, wenn sie wirklich etwas Neues brauchen, andere kaufen eher mit Sammelcharakter. Der Preis sollte nicht zu hoch sein, da es sich bei der Zielgruppe um Schüler:innen, Studierende oder Berufseinsteiger:innen mit wenig bis keinem eigenen Einkommen handelt.

WERTvolle Shirts

Um herauszufinden, was meiner Zielgruppe wichtig ist, nahm ich eine Gruppenbefragung zu den Themen Marken, Passform und Design vor. Die Marke schien den Befragten eher egal zu sein, wichtiger waren Design und Passform.

Der normale regular Fit schien dabei am beliebtesten. Hinsichtlich des Designs wurde deutlich, dass auf der Vorderseite der Shirts eher ein minimalistischer Aufdruck gewünscht ist. Auf der Rückseite hingegen waren große, vollflächige Prints beliebt.

Einig waren sich die Befragten bezüglich der Präsentation der fertigen Shirts: Spontan wirkende Bilder, die aussehen, als wären sie mit einer Handy- oder Wegwerfkamera geschossen worden kamen am besten an.

Inwieweit diese Ansätze Anwendung fanden, zeigte sich dann im weiteren Designprozess. Die Befragung half mir, finale Werte zu definieren, die sich dann im Projekt widerspiegeln sollten:

  • Generell einen positiven Ton im Projekt wählen
  • Auf gute Eigenschaften und Erzählungen stützen und gründliche Recherche betreiben
  • klimaneutrale Materialien wählen und klimaschonend arbeiten
  • Inklusive Größen anbieten und einen einheitlichen Stil und Schnitt bewahren
  • Motive entwerfen, die auch für themenfremde Menschen funktionieren
  • Trends befolgen / kennen / damit auseinandersetzen

OTL Apparel

Für meine Shirts wollte ich eine einheitliche Marke mit passendem Branding entwickeln. Ich entschied mich für den Namen OTL Apparel und fertigte zunächst einige Skizzen an.

Dabei war es mir wichtig, dass das Logo simpel und eingängig wird, da ich auch plante, es von Hand auf die Schilder zu sticken, um den Shirts einen professionelleren Touch zu geben. Für die Wahl der T-Shirt-Farben setzte ich mich mit den Farbpaletten aus Otls Projekten auseinander und kombinierte einzelne Farben daraus neu.

Ich wollte nicht die komplette Palette von beispielsweise den Olympischen Spielen 1972 übernehmen, ein oder zwei Farben als Hinweis darauf fand ich allerdings spannend.

Von der Skizze bis zum finalen Produkt (1).
© Denise Büker

Von der Skizze bis zum finalen Produkt (2).
© Denise Büker

Das Logo von OTL Apparel.
© Denise Büker

Eine Frage des Materials

Die verschiedenen Printmotive sollen das Lebenswerk und die Persönlichkeit Aichers in moderne Designsprache übersetzen.
© Denise Büker

Das Design ist minimalistisch gehalten, um eine breite Zielgruppe anzusprechen.
© Denise Büker

Da ich gerne nachhaltig arbeiten wollte, machte ich mir viele Gedanken über die T-Shirt-Materialien. Natürlich gab es die Option von Second-Hand. Ich plante, verschiedene Second Hand Shirts zu besorgen und diese zu bedrucken.

Der Vorteil wäre gewesen, dass der Einfluss auf die Umwelt minimiert werden könnte. Außerdem fand ich die Idee von leicht unterschiedlichen Schnitten spannend. Von Nachteil war jedoch, dass es sehr schwer war, weiße Basic-Shirts auf Second Hand Plattformen zu finden und außerdem wurde mir klar, dass man für so ein Vorhaben einen sehr langen Zeitraum für die Anschaffung einplanen muss.

Hinzu kam, dass man die Shirts immer einzeln bestellen muss, was sich wiederum negativ auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt.

Die andere Option bestand darin, neue Shirts zu kaufen. Ich suchte also nach Online-Shops mit umweltfreundlich produzierten Basics. Ich entschied mich, basierend auf meinen Umfrageergebnissen, für jeweils zwei Shirts in den Größen S bis XL mit regular fit.

Druck & Print

Der ursprüngliche Plan war, den Siebdrucker der Hochschule zu verwenden. Dafür hätte ich ein Sieb besorgen müssen, welches mein Budget gesprengt hätte. Also suchte ich auf einer, von der Hochschule empfohlenen Webseite für Siebdruckartikel, nach einem Set für Anfänger und wurde fündig. Das bedeutete wiederum, alle Schritte selbst durchzuführen, von der Vorbereitung und Belichtung des Siebs bis hin zum Druck selbst. Ich entschied mich auch dafür, die Farben aus Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz selbst anzumischen, um so wenig wie möglich davon zu verschwenden.

Für die Printmotive bin ich in die Recherche zum Lebenswerk und zur Persönlichkeit Otl Aichers gegangen. Beide Punkte wollte ich in eine moderne Designsprache übersetzen. Da ich auch Menschen ansprechen wollte, die mit dem Thema nicht vertraut sind, durfte es nicht zu speziell werden. Ich fertigte zunächst viele verschiedene Skizzen an und zeichnete meine Favoriten rein. Final druckte ich dann drei Motive.

Das Siebdruck-Set für Anfänger.
© Denise Büker

Der Druckprozess

Nachdem die Motive festgelegt waren, begann ich, mich mit dem Druckprozess auseinanderzusetzen. Hierzu nutzte ich die Unterlagen und Videos, die im Siebdruck Set enthalten waren. Nach ersten Versuchen entwickelte sich für mich eine Art Routine, die wie folgt aussah:

22:00 Uhr
Das Sieb entfetten und trocknen lassen.

23:00 Uhr
Das trockene Sieb in einer Dunkelkammer (auch bekannt als das alte Zimmer meines Bruders) beidseitig mit lichtempfindlicher Fotoemulsion beschichten. Über Nacht trocknen lassen.

05:00 Uhr
Das Motiv auf einem Film drucken. Das gedruckte Motiv spiegelverkehrt auf das trockene Sieb legen und dieses für circa 5 Minuten mit der Halogen-Lampe belichten. Das Sieb erneut waschen und die nicht gehärteten Bereiche so entfernen. Das Sieb wieder trocknen lassen.

7:00 Uhr
Das fertige Sieb nochmals kurz belichten. Die Shirts mit dem Sieb bedrucken und anschließend auswaschen. Die Fotoemulsion mithilfe von einem Entschichter entfernen und trocknen lassen.

8:00 Uhr
Das Sieb neu beschichten und während der Arbeitszeit bis nachmittags trocknen lassen. Dann kann der Prozess wiederholt werden.

Ich arbeitete mehrere Tage nach diesem Verfahren, um die längeren Wartezeiten optimal zu nutzen. Dabei nahm ich so gut wie alle Fehler, die ein Einsteiger machen kann, mit: von großen Farbflecken auf meinem Shirt, nicht ganz getrockneter Fotoemulsion sowie einem spiegelverkehrt belichteten Sieb.

Der Siebdruckprozess umfasst mehrere Arbeitsschritte (1).
© Denise Büker

Der Siebdruckprozess umfasst mehrere Arbeitsschritte (2).
© Denise Büker

Entwurf: Die Silhouette eines der von Aicher entworfenen Studiohäuser in Rotis als T-Shirt-Motiv.
© Denise Büker

Das Rotis-Motiv als fertiger Siebdruck.
© Denise Büker

Fehler machen kreativ

Rückblickend kann ich sagen, dass ich mit meiner Vorgehensweise in diesem Projekt sehr zufrieden bin: Ich lernte nicht nur etwas über diese interessante Persönlichkeit, sondern auch über Zielgruppenbefragung und nicht zuletzt über den ganz eigenen Prozess des Druckvorgangs. Ich habe dabei einige Fehler gemacht und die Ergebnisse sind nicht perfekt geworden, aber ich bin dennoch zufrieden.

Das händische Arbeiten machte mir generell sehr viel Spaß und ich wurde immer experimentierfreudiger. Ein Beispiel dafür ist, dass ich das „the great is in the ordinary“-Motiv eigentlich falsch herum belichtete. Ich entschied mich dazu, es trotzdem spiegelverkehrt zu drucken, um es dann nochmals richtig herum darüber zu drucken.

Das Ergebnis finde ich noch cooler als meinen ursprünglichen Plan für das Motiv. So konnten diese Fehler meiner Kreativität weiterhelfen. Auch das Fotografieren meiner Ergebnisse mit verschiedenen Freund:innen als Models zeigte mir, dass meine Designs durchaus ankommen.