Hochhaus am Plärrer, Nürnberg

KNERER UND LANG

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Das Alte ehren und ins Neue tragen

„Es war von besonderem Reiz ein Haus zu erstellen mit weiten, lichten Räumen, auf engem verbauten Platz, … mit Räumen, die sachlich und durchaus zweckmäßig sind, aber eine Atmosphäre der Freundlichkeit und Harmonie …“, so die Worte des Architekten Wilhelm Schlegtendal 1953 über die Entstehung „seines“ Hochhauses am Plärrer. Das Plärrer-Hochhaus ist wichtiges Symbol des Wiederaufbaus in Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg – mehr noch: es markierte die Bereitschaft, die Vergangenheit ruhen zu lassen und in die Zukunft zu investieren. Direkt am Verkehrsknotenpunkt „Am Plärrer“ gelegen, gehörte das Hochhaus mit seinen 56 Metern lange zu den höchsten Gebäuden Bayerns. 1988 wurde es unter Denkmalschutz gestellt.

Klare Formgebung, Zweckmäßigkeit und Funktionalität waren das Kredo Schlegtendals für sein Hochhaus – durchzogen von künstlerischen Details im Inneren. Knerer und Lang Architekten, die mit der Sanierung des Hochhauses beauftragt wurden, machten sich im Auftrag des Bauherrn der N-ERGIE zur Aufgabe, prägende Gestaltungselemente wiederherzustellen und damit den Charakter und den besonderen Charme des Gebäudes zu ehren. So blieb die Optik der Fassade mit ihrer Stahlskelettstruktur und unterschiedlich gefärbten Terrazzobrüstungen erhalten, obwohl das Haus komplett mit Außendämmung versehen wurde. Auch die prägnanten Schwingflügelfenster kehrten zurück. Bei der Neugestaltung der Innenräume orientierten sich die Architekt:innen ebenfalls am Konzept der 50er Jahre: der offene Grundriss stellte dabei den perfekten Rahmen für die Umsetzung der dynamischen und modernen Arbeitswelten dar.

Die Digitalisierung hat viele Bereiche des Arbeitens verändert. Aufgaben werden komplexer, Zuständigkeiten verschieben sich, das Arbeiten ist mobiler und kommunikativer. Die N-ERGIE hat diese Anforderungen in ihrem Raumkonzept aufgenommen und umgesetzt. Besonders interessant ist die Herangehensweise des Bauherrn bei der Gestaltung des Innern. So bildete die N-ERGIE für jedes Stockwerk ein Team, bestehend aus zukünftigen Nutzer:innen und Expert:innenen aus den Bereichen Bau, Personal und IT. Die Teams überlegten zum Beispiel, für welche Tätigkeiten und Anforderungen der Arbeitsraum geschaffen werden soll. Dabei berücksichtigten sie Aspekte wie Konzentration, Kommunikation, Teamarbeit oder Kreativität, die in jeder Abteilung eine unterschiedliche Gewichtung erhielten.

„In Teamarbeit mit dem qualitätsbewussten und fachkundigen Bauherrn der N-ERGIE ist es gelungen, wesentliche prägende Elemente der Gestaltung und damit den besonderen Charakter des Hauses wiederherzustellen. Hierzu zählen unter anderem die Schwingflügel der Fenster und die Materialität der Fassade, aber auch der offene Grundriss im Inneren“, so die Architekt:innenen Knerer Lang.

Moderne Arbeitswelten mit historischem Background

So gleicht im Ergebnis kein Stockwerk dem anderen, denn jedes für sich wurde hinsichtlich ganz spezieller Anforderungen der dort arbeitenden Menschen gestaltet. Es gibt keine zugewiesenen Schreibtische mehr, sondern höhenverstellbare Standardschreibtische mit jeweils zwei Monitoren. Die Mitarbeitenden wechseln je nach Aufgabe zwischen der Bibliothek und dem abgeschlossenen Think Tank, tauschen sich in der Lounge aus, oder nutzen im Team die Besprechungs- oder anpassbaren Projekträume. Die technische Ausstattung des Hochhauses ermöglicht das Arbeiten an jedem beliebigen Platz. Ein besonderer Ort ist die Teestube, die scheinbar schwerelos auf dem Dach des Hochhauses schwebt und einen einzigartigen Panorama-Blick über die ganze Stadt freigibt. Sie ist besonderen Anlässen vorbehalten.

Umfassende Sanierungsarbeiten betrafen den Beton und die Betondecken, die aus Brandschutzgründen verstärkt wurden: rund 13.000 Quadratmeter Geschossfläche Beton wurden dabei saniert. Energetisch ist das Hochhaus jetzt ebenfalls auf dem neuesten Stand: die Außendämmung und Fenster wurden erneuert, Heiz-Kühldecken eingebracht, Dächer ausgebessert und Photovoltaik-Anlagen installiert. Heizkörper, elektrische Leitungen und Aufzüge wurden komplett ausgetauscht.
Die Sanierung setzte außerdem die insgesamt 28 Originalfarben, basierend auf dem Farbkonzept des Architekten Le Corbusier, wieder in Szene. So erhielt jedes Stockwerk an der konvexen Rückwand des Treppenhauses eine eigene Farbe. Die Räume für konzentriertes Arbeiten wurden in der jeweiligen Komplementärfarbe gestrichen.

Für FSB hat das Plärrer Hochhaus eine besondere Aufgabe bereitgehalten. Denn auch bei den Fenstern wurde die Gestaltungsidee Schlegtendals aufgegriffen. Und genau wie zwischen 1950 und Mitte der 1980er Jahre üblich, lassen sich die Schwingflügel manuell nach außen kippen. Eigens für dieses Projekt hat FSB die Schwingfenstergriffe neu entwickelt – im Design 1015. Ihre klare Form passt sich dabei nahtlos in das Gestaltungskonzept der funktionalen und zweckmäßigen Architektur des sanierten Gebäudes ein. Das Besondere an den Schwingflügelfenstern ist ihre dynamische Außenwirkung, die entsteht, wenn die Schwingfenster nach außen gekippt werden und sie so die Fassade durch immer neue Reliefs am Gebäude verändern.

Objektdetails

Fotos: © Stefan Meyer Architekturfotografie

Standort

The Plärrerhochhaus

90429 Nürnberg

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