Sanierung Amtsgericht Erlangen

Paptistella Architekten

Produkte

Zeitgenössische Neugestaltung

Das Amtsgericht Erlangen besteht aus zwei Gebäuden. Der große Altbau mit klassischem, rot geziegeltem Mansarddach wurde zu Zeiten der Nazidiktatur erbaut. Ein flacherer sogenannter Neubau steht dem Gebäude seit 1980 ergänzend zur Seite. Seit 2012 sind beide Bauten direkt durch einen Verbindungsbau aneinander angeschlossen. Der „Neubau“ mit seiner markanten, zeittypisch über die Fassaden nach unten gezogenen schwarzen Dachhaut ist in den letzten zwei Jahren durch das Büro Paptistella Architekten saniert worden.

Die 1980er sah man dem Gebäude auch im Inneren an – was auch nach der sehr auf den Bestandserhalt bedachten Sanierung durch Paptistella Architekten nicht ganz verschwunden ist. Beispielsweise blieben die Granitplatten im Foyer erhalten. Der Bodenbelag zieht sich vom Vorplatz ins Innere des Gebäudes, durch die spezifische Pflasterung und die großflächige Verglasung am anderen Ende erweckt das langgezogene Foyer den Eindruck einer „Flaniermeile“.

Der für einen Innenraum durchaus ungewöhnliche Boden schafft es, den öffentlichen Raum von außen nach innen fließen zu lassen und den Ort somit auch nahbar für die Bürger*innen zu machen. Sowohl die Raumstrukturen als auch die Gesamtatmosphäre wurden weitestgehend beibehalten. Durch die raumhohe Fensterung und die markant geometrischen Deckenstrahler wirkt das Foyer lichtdurchflutet und freundlich. Helles Holz prägt die Foyerdecke, die Möblierung und die Raumeingangsbereiche.

Architektur und Objekt

Bastian Gärber, Stefan Paptistella, Stefan Schröder
Foto: © Thomas Paal

„Bei der behutsamen Neugestaltung der vorhandenen Gerichtssäle haben wir uns eingehend mit der vorhandenen Substanz beschäftigt. Die qualitätvollen Entwurfsansätze der damaligen Planer galt es konsequent zu analysieren, in Ihren Grundzügen zu bewahren und gleichermaßen modern und zeitgemäß neu zu interpretieren.“

Nachhaltiges Holz statt 80er-Jahre-Filz

Alle fünf Sitzungssäle des 1980er-Jahre-Baus wurden durch die Architekten neugestaltet. Wo zuvor mit graubraunem Filz verkleidete Möbel, Wände und Böden die Räume in Retro-Charme hüllten, ist jetzt naturfarbenes Holz tonangebend und sorgt für eine zeitgemäße und freundliche Atmosphäre. Gedanken der Nachhaltigkeit spielen bei einem öffentlichen Bau heute natürlich eine entscheidende Rolle und so ist die gewählte Materialität auch eine Frage der Ökologie. Türen, Fensterrahmen und auch die Verkleidungen beispielsweise der Richtertische sind allesamt in Eichenholz gehalten, wie auch die Böden in den Sälen und Besprechungszimmern.

Gleichzeitig garantiert Holz in Kombination mit den Gipskartondecken auch die gute Akustik der Räume. Der Raumeindruck wird komplettiert durch helle lehmverputzte Wände und Tischplatten mit anthrazitfarbenem Linoleumbelag. Hierbei wertet der Lehmputz aufgrund seiner Struktur nicht nur optisch auf, er absorbiert zudem Schadstoffe aus der Luft, reguliert Feuchtigkeit und sorgt damit für ein gesundes Wohnklima. Für die sichtbaren Metallelemente wurde brüniertes Messing verwendet, sodass sich auch diese Oberflächen in den Farbkanon gedeckter Erdtöne einreihen.

Paptistella Architekten haben sich für das Türdrücker-Modell FSB 1045 entschieden. Die Auswahl der Oberfläche – Bronze, hell patiniert gewachst – passt durch die lebhafte Struktur perfekt zu den anderen natürlichen Oberflächen. Zudem wurde der 1045 auch in Edelstahl eingesetzt. Eine Rolle spielte die barrierefreie Realisierung der Türen, die nur durch einen gut wahrnehmbaren Farbkontrast zu gewährleisten ist. „Die Türdrücker setzen sich gut erkennbar von den dunkel unterlegten, brünierten Messingblech-Intarsien ab, welche gleichzeitig die Tür-Aufschlagrichtung intuitiv vorgeben“, so die Architekten. „Somit erfüllen die Türdrücker gleichermaßen beide Aspekte: zurückhaltende Einordnung in die Gestaltung und bewusste Akzentuierung.“

Objektdetails

Fotos: © Jürgen Krall

Standort

Amtsgericht Erlangen

Mozartstraße 23,
91052 Erlangen,
Deutschland

Anfahrt planen