Maison des Matériaux II Belval

Behles & Jochimsen Architekten

Neues Wissenschaftsviertel

Auf Vorrat zu bauen ist für Universitäten eher unüblich. Für gewöhnlich herrscht erst einmal immer pressierender werdender Raummangel, bis schließlich Neubauten initiiert werden können. Im Fall des Maison des Matériaux II im neuen luxemburgischen Stadtteil Belval ist es anders – hier handelt es sich tatsächlich um einen sogenannten „Vorratsbau“. Ein Gebäude, das angesichts des zu erwartenden Bedarfs erdacht und gebaut wurde und räumlich so intelligent und flexibel geplant wurde, dass es künftig je nach entstehendem Bedarf genutzt werden kann.

Der Bau ist Teil der seit 2003 in Realisierung befindlichen „Wissenschaftsstadt“ Belval in Esch-sur-Alzette im Süden Luxemburgs. Auf dem Gelände eines früheren Stahlwerks wird hier ein komplettes Quartier für Bildung und Forschung errichtet, das eine Mischung aus Wohnen, Büroflächen und Dienstleistungen umfasst und dabei von den neu gegründeten Institutionen der Universität Luxemburg und des Luxembourg Institute of Science and Technology geprägt wird.

Beeindruckend ist die monumentale alte Industriearchitektur der einst größten Stahlhütte der Region mit ihren erhaltenen Hochöfen. Während die einst zukunftsweisende Industrie hier längst stillsteht, weist heute die neue Architektur in die Zukunft. Die beiden Gebäude Maison des Matériaux I und II formen ein klar zusammengehöriges Ensemble. Ihre ineinandergeschobenen, L-förmigen Grundrisse bilden zwei Hofsituationen aus. Neben ihren getrennten Haupteingängen nutzen beide Gebäude an ihrer Schnittstelle einen gemeinsamen Erschließungskern.

Architektur und Objekt

Behles & Jochimsen Architekten
Foto: ©Annette Koroll

„Türgriffe als die Bestandteile eines Gebäudes, die man in die Hand nimmt, setzen immer einen Akzent“, sagen Behles & Jochimsen, die für ihre Projekte gerne auf ein eigenes, gemeinsam mit FSB realisiertes Griff-Modell zurückgreifen.

Labor für Materialwissenschaften

Als Laborgebäude für Materialwissenschaften gründet sich auch die Architektursprache ganz auf den Einsatz und den Umgang mit dem Material. Die L-förmige Kubatur des Baus ist monolithisch, ruhig und simpel. Erst durch die plastische Ziegelfassade erhält das Haus seine markante Identität. Regelmäßig hervorspringende Ziegel erzeugen einen spannenden, verfremdenden Effekt. Eine zarte horizontale Bänderung fasst je zwei Geschosse zusammen und strukturiert den Bau.

Entstanden ist eine geradlinige Architektur, innen wie außen. Im Innenraum wurde als Material auch viel Holz eingesetzt, was der klaren Architektur mehr Wärme verleiht. Auch hier haben die Architekten plastisch-skulptural mit dem Werkstoff gearbeitet. Wände und Treppe im Foyer sind nicht einfach mit Holzpaneelen verkleidet, sondern mit Lamellen belegt, sodass durch die Fugen eine fein gestreifte Anmutung entsteht. Das reduzierte Treppengeländer mit seinen schmalen Stahlstreben führt diese Geometrie fort.

Türöffner des Projekts ist Modell FSB 1097. Für den Griff-Entwurf wurde eine Klassifizierung bereits existierender Türdrücker-Designs vorgenommen. Im Laufe dieses Prozesses identifizierten sich zwei grundsätzliche Formvarianten: Die „gebogenen“ Griffformen und die „organisch transformierten“. Aus einer Kombination dieser beiden gefundenen Typen entstand das Griff-Modell FSB 1097, das sich auf den Kreis und die Gerade als simpelste Grundformen bezieht.

In Zusammenarbeit als ARGE: Behles & Jochimsen (Konzept, Entwurf und Detailplanung), WW+ architektur + management sàrl (Ausschreibung und Bauleitung).

Objektdetails

Fotos: Marcus Bredt

Standort

Maison des Matériaux II Belval Luxemburg

Belval Esch an der Alzette,
Luxemburg

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