Architekturbiennale 2016
Deutscher Pavillon: Making Heimat.
Es weht ein frischer Wind durch Deutschland. „Deutschland ist Einwanderungsland“, sagte Bundesbauministerin Barbara Hendricks anlässlich der Eröffnung des deutschen Beitrags zur Architekturbiennale Venedig 2016 vergangene Woche.
„Dazu bekennen wir uns. Das war nicht immer so.“ Eine sanfte Brise streicht durch den Deutschen Pavillon auf dem Ausstellungsgelände der Biennale. Vier neue, torgroße Öffnungen in den Wänden sorgen für Durchzug.
Ein offenes Haus – das wollten der Generalkommissar und Chef des Deutschen Architekturmuseums, Peter Cachola Schmal, sein Team und die Architekturschaffenden von Something Fantastic. Die venezianische Denkmalpflege hat es erlaubt.
Der Beitrag „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ ist ein starkes, eingängiges Statement. Die Durchbrüche, die Offenheit, endlich der lang ersehnte Ausblick auf die Lagune: Die Intervention in das historisch beladene Gebäude erschließt sich sofort, atmosphärisch als auch politisch. Weiße Billig-Plastikstühle stehen locker herum. Eingeschweißte Ziegelsteinstapel warten darauf, nach Ende der Biennale die Öffnungen wieder zu schließen.
Bis dahin dienen sie als Sitzbänke und Tresen. Bis dahin versperren keine Tür und kein Gitter den Pavillon, er ist rund um die Uhr geöffnet – innerhalb des abgeschlossenen Ausstellungsgeländes allerdings.
Die zweite Ebene des deutschen Beitrags ist ebenso eingängig: Basierend auf den Thesen des kanadischen Autors Doug Sanders, haben die Kurator:innen eine poppig aufgemachte Ausstellung über Arrival Citys, also Ankunftsstadtviertel, entwickelt.
Welches Umfeld schaffen sich Einwander:innen, und was brauchen sie für ein gutes, erfolgreiches Leben in der neuen Heimat? Bezahlbaren Wohnraum und gute Schulen natürlich, aber auch ein Netzwerk mit anderen Einwander:innen und gut erreichbare Ladenflächen im Erdgeschoss, um kleine Unternehmen zu gründen. Illustriert werden die acht Leitsätze mit Beispielen wie der Offenbacher Innenstadt oder dem vietnamesischen Großmarkt Dong-Xuan-Center in Berlin-Lichtenberg.
In einem Raum des Pavillons zeigen die Macher:innen außerdem eine Auswahl von Flüchtlingsunterkünfte, die sie in der Datenbank www.makingheimat.de zusammen mit der Architekturzeitschrift Bauwelt sammeln.
Kein „Best Practice“, sondern eine wertfreie Präsentation von Prototypen. Hier überzeugt der Beitrag am wenigstens, denn warum soll der Deutsche Pavillon pragmatischen Durchschnittsbauten eine Plattform bieten? Warum nicht die Aufmerksamkeit der architektonischen Weltöffentlichkeit nutzen, um vorbildliche Häuser zu zeigen?
Architektur, die Menschen nicht nur unterbringt, sondern auch willkommen heißt. Aber es gibt eine zweite Chance: Ab Februar zeigen Cachola Schmal und sein Team eine aktualisierte Fassung der Ausstellung im heimischen Architekturmuseum in Frankfurt..