Telegraf 7, Wien
BEHF Architects
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Zeitgemäße Büros in beeindruckenden historischen Räumen
Im 6. Wiener Bezirk, gleich neben der Linken Wienzeile mit ihren faszinierenden Jugendstil-Fassaden haben die Architekt:innen des Wiener Büros BEHF Architects ein besonderes Projekt realisiert. Der revitalisierende Umbau des alten Telegrafenamtes in der Lehárgasse 7 vereint auf beeindruckende Weise Denkmalschutz und höchste Ansprüche an zeitgemäße Büroräumlichkeiten. Gleich hinter der Eingangstreppe hängt ein alter Verweis auf die Erbauungszeit: „Erbaut 1898 unter der glorreichen Regierung seiner Majestät Kaisers Franz Josef I.“. Und imperial wirkt die Architektur. Der vom Architekten Eugen Fassbender geplante, späthistoristische Bau zeichnet sich durch seine aufwendige Ornamentierung aus und verbindet dabei repräsentative Architektur gekonnt mit der Funktionalität einer Telefonzentrale der k. u. k Post- und Telegrafendirektion. Im Inneren führen eindrucksvolle Spindel-Treppen nach oben. Die Decken in den Gängen tragen aufwendige Blumendekor-Malereien.
Das Gebäude mit Innenhof und zwei erschließenden Seitenflügeln bot sich mit seinen groß dimensionierten Räumlichkeiten vor allem für gewerbliche Zwecke an. Der Bauherr wünschte sich ein zeitgemäßes Bürogebäude mit einem Branding, das auf Individualismus setzt, sich vom schicken und teuren Pflaster des ersten Wiener Bezirks absetzt und Kund:innen anspricht, die das kreative Umfeld zwischen Naschmarkt, Gumpendorfer und Mariahilfer Straße suchen.
In die beeindrucksten Räume ist der Bauherr gleich selbst eingezogen. Die zwei Telegrafensäle, die sich mit an die 30 Metern Länge und zwölf Metern Breite über das 3. und 4. Geschoss ausdehnen, bilden als neue, repräsentative Firmenzentrale der JP Immobilien Gruppe das Herzstück des revitalisierten Gebäudes.
Wo Anfang des 20. Jahrhunderts Mitarbeiter:innen der Telegraphendirektion an langen Tischen in Reihe saßen und Telefonverbindungen per Hand herstellten, sitzen seit der Fertigstellung im März 2017 Mitarbeiter:innen der Firma an hochmodernen Arbeitsplätzen, in kleinen Büros wie in Gemeinschaftsflächen. Ziel der Revitalisierung war es, Büroräume mit modernster Infrastruktur inmitten des historischen Bestands zu schaffen und dabei gleichzeitig dem Denkmal architektonisch gerecht zu werden. Dafür musste, wie so oft, erst einmal rückgebaut werden, was in der Vergangenheit den Blick auf die Schönheit der Architektur verstellt hatte. Die zwischenzeitlich eingebauten Zwischenebenen und abgehängten Decken wurden entfernt, durch sie entstandene Löcher in den Deckenmalereien wurden saniert und so das prunkvolle Neorenaissancedekor und die räumliche Ausgestaltung in ihrer ursprünglichen Idee wieder erfahrbar gemacht.
Architektur und Objekt
Foto: © Markus Kaiser
„Der Raum an sich mit seiner imposanten Höhe, den Deckenmalereien und Pilastern ist schon das große Erlebnis, dem gegenüber stehen die beiden entrückten, nahezu sphärisch wirkenden Büroboxen. Dieser Kontrast macht die hier spezielle Wirkung und Atmosphäre aus“, bringt Armin Ebner von BEHF Architects das Konzept auf den Punkt.
Altes durch Neues ergänzen
Um die immensen Räume nicht erneut unterteilen zu müssen, entwickelten die Architekt:innen die Idee der zwei minimalistischen Glasboxen, die als Raum-in-Raum-Konstruktionen neue Gliederungsmöglichkeiten bieten. Im Erdgeschoss der einen Box befinden sich Büroräume, auf ihrem Dach eine 164 m² große Veranstaltungsfläche, die durch eine Wendeltreppe erschlossen wird. Die zweite Box bietet vier Einzelbüros und Besprechungsräume sowie ein Großraumbüro im oberen Geschoss. Der offen gelassene großzügige Empfangsbereich beeindruckt mit seinem hohen Luftraum. Das neutral-weiße Glas der kubischen Einbauten spiegelt die historische Architektur und löst die Ecken des neuen Baukörpers auf, der sich sphärisch mit dem restlichen Raum verbindet. Ein Nebeldekor auf dem Glas, das sich zum Boden hin auflöst, gibt den Blick auf die Holzdielung des kompletten Saals frei und verleiht den Boxen eine schwebende Leichtigkeit. Das Vorhandene sinnvoll ergänzen, ohne konfrontativ zu sein, so der Ansatz der Architekt:innen. Das gilt auch für die Möblierung, für die Wahl der Materialien und Farben.
Weder den Bruch suchend noch die historisierende Annäherung steht das Neue im Telegraf 7 „ganz losgelöst“ vom Alten. Die maßgefertigten, von den Architekt:innen selbst entworfenen Möbeleinbauten geben sind funktional und entwickeln sich aus dem Raum heraus. Die beweglichen Möbel in Schwarz harmonieren mit dem stark durchmaserten Holz und stehen in ihrer schlichten Modernität neben der detailverliebten historischen Wand- und Deckengestaltung. Die freigelegte Jahrhundertwende-Architektur zeigt, wie gute Gestaltung, die sich nicht in reiner Mode erschöpft, uns über die Jahrhunderte hinweg begeistern kann. Die Architekt:innen haben sich bei den neuen Türdrückern in der Lehárgasse 7 für ein Modell entschieden, das modern aber ebenfalls zeitlos ist. Das Modell besitzt „gestalterische Raffinesse“ und wirkt in seiner „handwerklichen Anmutung wie geschmiedet“, so die Architekt:innen. Sein Design folgt dem klassischen Formenkanon. In ihrer Materialität schließen die in poliert gewachstem Messing ausgeführten Türdrücker an die Farblichkeit der historischen Oberflächen an.
Dabei harmonieren sie ebenfalls wunderbar mit den neuen Materialien, wie dem Eschenholz der Einbauten und Fußböden oder den ebenfalls messingfarbenen Bürotüren, Aufzugsverkleidungen und Geschossbezeichnungen. Auch im restlichen Gebäude findet sich das Modell FSB 1106 wieder. In den allgemeinen Bereichen des Hauses, wie in den meisten anderen Büroeinheiten wurde es in geschliffenem Edelstahl verbaut. Gerade diese Gestaltungsvarianten der Grifflösungen gepaart mit „Vertrauen in Technik und Service“ überzeugten die Architekt:innen zu ihrer Entscheidung für FSB-Produkte. Das überzeugende Resultat ihrer architektonischen Arbeit beim Projekt Telegraf 7 wurde bereits mehrfach gewürdigt und hat ihnen Auszeichnungen wie den Best Architects 18 Award, den Iconic Award 2017, den German Design Award 2018 oder den „AAP American Architecture Prize 2017“ eingebracht.
Objektdetails
Fotos: © Hertha Hurnaus, hurnaus.com