Stadthalle und Stadtbibliothek Sinsheim

Fischer Ziebold Architekten GmbH

Erhalten und erneuert

Es gibt Architektur, die zeitlos ist und nicht veraltet. Dem Gebäude der Sinsheimer Stadthalle und Stadtbibliothek hatte man sein Alter angesehen. Entstanden Anfang der 1970er Jahre trug es klare Zeichen seiner Epoche und war auch technisch längst nicht mehr auf dem Stand der Zeit. Auch funktional gab es einiges zu verbessern, denn beide Entrées waren für ihre Nutzung unterdimensioniert, die Erschließung im Inneren alles andere als intuitiv organisiert und den Bibliotheksräumen mangelte es an natürlicher Beleuchtung. „Der Bestandsbau zeigte vor der Revitalisierung viele Schwächen: die Eingänge zur Stadthalle und Bibliothek zum Beispiel waren klein und unscheinbar wie ein Nadelöhr, die Treppe war falsch platziert und erzeugte überflüssige Restflächen“, beschreiben die Architekten Markus Fischer und Daniel Ziebold die damalige Situation.

Der Bau hat durch den Eingriff des Sinsheimer Büros Fischer Ziebold Architekten heute an Vielschichtigkeit gewonnen, aber auch an Klarheit. Schon im Sinne der Nachhaltigkeit ist es zu begrüßen, dass sich die Stadt nicht für einen Abriss entschieden hatte und das Ergebnis von Umbau und Modernisierung gibt ihr in jedem Fall recht. Den Architekten ist es gelungen, dem Bau innen wie außen die verlorengegangene architektonische Qualität wiederzugeben. Trotz des Erhalts der Grundstruktur haben sie es dabei auch geschafft, die Wege für Personal und Besucher:innen deutlich zu optimieren. Schmale Säulen stützen das Vordach und erstrecken sich dabei über zwei Geschosse – so verschaffen sie der Stadthalle bereits im Außenraum ein angemessenes Entrée. Dahinter eröffnet sich mit weiter Glasfront das doppelgeschossige Foyer.

So strahlt das Haus Offenheit aus und verrät klar seine öffentliche Bestimmung. Von Vor- und Rücksprüngen geprägt entfaltet das Volumen skulpturale Wirkung im Stadtzentrum Sinsheims. Dazu tragen auch die in unterschiedliche Richtungen verlegten schmalen Klinkerriemchen bei. Der große Saal lässt sich von außen anhand der großflächigen gefalteten Fassadenelemente ablesen, die sich wie ein goldener Theatervorhang zwischen die neuen Verglasungen schieben.

Architektur und Objekt

Foto: ©Fischer Ziebold Architekten

„Jedes Projekt muss ganzheitlich betrachtet werden: Von der Einbindung in seine Umgebung bis hin zum Detail. Von der ersten Ideenskizze bis hin zur Schlüsselübergabe. Vom energetischen Konzept bis hin zur Auswahl von Farben und Materialien“, so beschreiben Fischer Ziebold Architekten ihr Architekturverständnis.

Ein festliches Haus

In den Innenräumen werden die zementgrauen Klinker mit einer reduzierten Auswahl weiterer Materialien kombiniert. Eichenholz spielt eine besondere Rolle bei der atmosphärischen Gestaltung. Die Bar ist komplett in schwarz gehalten – im OG befindet sich die Haupttheke mit Essensausgabe, der Barbereich im EG ermöglicht die großzügige Verteilung der Gäste in den Pausen auf zwei Ebenen. Die Garderobe bringt runde Formen ins Spiel und setzt auf bronzefarbene Oberflächen, deren Ton sich im gesamten Haus wiederfindet. So beispielsweise im großen Saal, dem Herzstück der Stadthalle: Die aus einzelnen Teilen zusammengesetzte, markant geknickte Akustikdecke im Bronzeton versteckt alle technischen Elemente und wird dabei zum gestalterischen Highlight.

Unter dem großen Saal, im Erdgeschoss befinden sich die Flächen der Stadtbibliothek, die über einen eigenen Eingang an der Westseite des Hauses betreten werden. Auch die Bibliothek ist heute durch einen Eingangsbereich aufgewertet worden. Die hellen Räume sind fast vollständig in weiß gehalten und werden durch hochwertige Elemente aus Holz ergänzt. Auf 1000m² finden sich, räumlich nach Ruhebedürfnis angeordnet, neben einem eigenen Kinder- und Jugendbereich und einem Studierzimmer und ein Lesecafé, das auch für Lesungen und kleinere Veranstaltungen genutzt werden kann. Mit großer Glasfassade grenzt das Café an den Lesegarten im Außenbereich und ist damit das neue Glanzlicht der Bibliothek.

Bei den Griffen haben sich die Architekten für das Modell FSB 1070/1075 in Edelstahlausführung entschieden, das mit seiner klassischen U-Form an die Architektur der 1970er Jahre erinnert, aus denen die Stadthalle in ihrer architektonischen Grundstruktur stammt. Angesichts der öffentlichen Nutzung war die hohe funktionale Qualität der Griffe wichtig und eine Ästhetik, die sich optisch zurücknimmt. Doch für den großen Auftritt sorgen die Griffe der Saaltüren. Zum Einsatz kommt hier das von John Pawson entwickelte Modell FSB 1242 in Bronze. In seiner Form ist es den anderen Drückern verwandt, hebt sich aber besonders durch das Material ab und betont die Wertigkeit der Holztüren.

Objektdetails

Fotos: ©Johannes Vogt

Standort

Stadthalle und Stadtbibliothek Sinsheim

Friedrichstraße 17, 74889 Sinsheim,
Deutschland

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