Kapelle Oberthürheim
MÄCKLERARCHITEKTEN
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Eine von sieben Kapellen
Im schwäbischen Donautal stehen seit 2020 sieben neue Kapellen. Allesamt aus Holz gefertigt, reihen sie sich entlang eines weiten Radwege-Netzes um die Stadt Dillingen an der Donau. Sie sind Teil eines gemeinsamen Projekts realisiert von der Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung. Mit ihrem Projekt greifen sie den alten Brauch auf, Wegenetze anhand religiöser Zeichen zu strukturieren und so für Orientierung der Reisenden zu sorgen. Für jede Kapelle stellte die Stiftung 100.000 Euro zur Verfügung. Die Idee des Projekts „Sieben Kapellen“ stammt vom Heimatpfleger des Bezirks Schwaben, Dr. Peter Fassl.
Eingeladen sollen nicht nur Gläubige sein. Die Kapellen sind Orte der Rast und der Besinnung für jeden. Gefertigt wurden alle sieben Kapellen vom gleichen Betrieb, dem Holzbauunternehmen Gumpp & Maier aus Binswangen. Die Entwürfe stammen allerdings von sieben unterschiedlichen Architekt:innen. Neben den aus der Region stammenden Architekten Wilhelm Huber, Alen Jasarevic, Hans Engel und Frank Lattke konnten auch Größen wie Volker Staab und John Pawson gewonnen werden. Die Kapelle bei Oberthürheim wurde von keinem Geringeren als Christoph Mäckler entworfen.
Für den Architekten Mäckler war die Erfahrung, einen Bau für die reine, unbebaute Landschaft zu entwickeln eine ungewohnte Freiheit und auch Bürde. Die Anhaltspunkte im städtischen Raum, „mit denen er den Entwurf seinem Bauherrn zu erläutern wüsste“ waren hier nicht vorhanden. Stattdessen die gewissermaßen einmalige Chance, sich den Standort als Architekt selbst mitauszusuchen. Die Entscheidung fiel auf ein Wegekreuz, das gewissermaßen das christliche Kreuz im Inneren der Kapelle vorwegnimmt.
Architektur und Objekt
Foto: © Thorsten Jansen
„Der Weg in die Kapelle ist offen. Der Blick in und aus der Kapelle bietet jedem eine gewisse Nachdenklichkeit, eine gewisse Öffnung“, so beschreibt Siegfried Denzel seinen Gedanken beim Projekt 7 Kapellen.
Bauen in der Landschaft
In seiner Erscheinung kommt Mäcklers Bau der klassischen Typologie einer Wegkapelle am nächsten unter den sieben Entwürfen. Auf der Suche nach Einfachheit fand man beim Entwurf zur Urform des Hauses an sich. Es sind die Details und die Fokussierung auf das Material Holz und seine Eigenschaften, die die Kapelle auszeichnen. Von außen entfaltet der Bau eine skulpturale Wirkung, die durch die mit vielen kleinen Fensteröffnungen perforierten Wände verstärkt wird, wie auch durch die Ecksituationen, an denen dunkles Hirnholz und helleres Längsholz sich abwechseln.
Der Raum im Inneren entfaltet seine Atmosphäre durch die schmale, in die Vertikale gestreckte Kubatur, die als Reminiszenz an den gotischen Kirchenbau gedacht ist. Die 172 kleinen quadratischen Fensteröffnungen sind mit Verglasungen in unterschiedlichen Blautönen versehen. Im Kontrast dazu steht das goldgelbe Kreuz in der Giebelwand. Die Kapelle ist komplett aus Holz gefertigt bis hin zu den abgeschrägten Fenstersimsen und wurde aus eigens vorgefertigten Konstruktionselementen aus Massivholz vor Ort zusammengebaut. Ein Projekt, das die architektonische Kraft guten Handwerks zeigt.
Eine einzige Türklinke braucht die kleine Kapelle – um die Besucher:innen hinein und wieder hinauszulassen. Der Architekt konnte bei der Auswahl zu einem eigenen Entwurf greifen. Das Modell FSB 1106 ist sein Design. In seiner traditionellen Formensprache, der weichen Linienführung fügt sich der Griff in seine Umgebung aus Holz. Die Schönheit der sieben Kapellen hat auch die Jury des vom BDA Augsburg Schwaben ausgeschriebenen Thomas Wechs Preises überzeugt, die das Projekt 2021 mit einer lobenden Erwähnung bedachten.
Objektdetails
Fotos: Eckhart Matthäus © Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung