Hamburger Burg HH-Eimsbüttel

Trutz von Stuckrad Penner Architekten

Produkte

Aufstockung eines denkmalgeschützten Ensembles

In Hamburg-Eimsbüttel hat das Büro Trutz von Stuckrad Penner Architekten ein Denkmal der Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts saniert und dabei um eine zweigeschossige Aufstockung erweitert. Mit der Dachlandschaft haben sie eine neue Zeitschicht geschaffen, die sich sichtbar aber sanft einfügt. Bewusst gesetzte Hochpunkte und Loggiavorbauten setzen in Baukörper und Stadtraum Akzente, die immer den Dialog mit der historischen Fassade halten. Gliederung und Rhythmus der historischen Bebauung werden so im neuen Dach fortgesetzt.

Aus insgesamt acht Gebäuden besteht die Mietshausgruppe an der Ecke Methfesselstraße Lutterothstraße im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. 1908 fertiggestellt, war das Projekt ein Genossenschaftsbau der Konsumgenossenschaft „Produktion“. Im Krieg stark zerstört, wurde das Ensemble, das ursprünglich hundert Mietwohnungen und mehreren Läden Raum bot, ohne seinen opulenten Dachstuhl reduziert wieder aufgebaut. Mit 50er-Jahre-Notdach wurde die Bebauung unter Denkmalschutz gestellt.

Das Projekt ist ein frühes Beispiel des hufeisenförmig angelegten Bautyps der sogenannten „Hamburger Burg“. Mit ihrer zur Straße offenen U-Form und den begrünten Höfen brachten diese Wohnanlagen Licht und Luft in die Wohnungen und waren eine fortschrittliche Antwort auf die schlechte Wohnqualität vieler Bauten der Zeit. Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 wurde die erste Hamburger Burg in der Methfesselstraße Ecke Stellinger Weg von 1899 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Architektur und Objekt

Götz von Stuckrad, Jan Trutz, Katharina Penner
Foto: © Antonia Leicht

„Weiterbauen von Bestand bedeutet für uns nicht das Rückführen in einen Zustand, der nie gewesen ist, sondern eine Spekulation über das Entfaltungspotential der Gegenwart im Künftigen“, so die Architekt:innen zu ihrem architektonischen Ansatz.

Neue Nachbarschaften über den Dächern der Stadt

Dreiundzwanzig neue Mietwohnungen sind durch die Nachverdichtung in die Höhe entstanden. Mit einer Vielzahl an Dachterrassen entsteht eine eigene Dachlandschaft mit neuen Nachbarschaften „über den Dächern der Stadt“, erläutern die Architekten ihren gelungenen Entwurf. Konisch zulaufende Gauben und seitliche Öffnungen zu den eingeschnittenen Terrassen sorgen für natürliche Belichtung der Innenräume. In ihrem Entwurf haben sich die Architekt:innen vom Äußeren des früheren Dachstuhls inspirieren lassen.

Die historische Schiefereindeckung hat sich im neuen Entwurf in schwarze Schindeln aus vorpatiniertem Titanzink transformiert. Auch der spezielle Grünton von Holzfenstern und Terrassentüren leitet sich aus der bauzeitlichen Farbgebung des Gebäudes ab. Ganz im Sinne des Zusammenfügens unterschiedlicher Zeitschichten orientiert sich die Gestaltung der Flurbereiche und Treppenhäuser farblich an der Nachkriegszeit.

Die Innenräume im aufgestockten Dach sind hochwertig ausgestattet. Geölte Fischgrät-Parkettböden, helle Wandflächen, matte HPL-beschichtete Türen. Farbliche Akzente setzen der Grünton der Fenster und das Schwarz der Türdrücker und Fensterbeschläge. Bezugnehmend auf die baugeschichtlichen Spuren der 1950er Jahre wählten die Architekten für die Griffe das Modell FSB 1005. Die Entscheidung für eine schwarz eloxierte Oberfläche setzt die Beschläge optisch wiederum mit den übrigen, ebenfalls in Schwarz gefassten Metallflächen des Neubaus in Beziehung.

Objektdetails

Fotos: Andrew Alberts