Zu Besuch im Haus eines Kölner Architekturenthusiasten

Das Beste aus zwei Welten

16.11.18

Text: Bettina Schürkamp, Fotos: Heidrun Hertel

Das Robie House von Frank Lloyd Wright und die Architektur von David Chipperfield standen Pate für diese Villa in Köln-Marienburg. FSB zu Besuch bei einem Architekturenthusiasten.

Mit einem Hauch von Fernweh verwirklichte der Bauherr aus der Immobilienbranche seinen Traum vom Wohnen aus zwei Architekturstilen. In seiner zweigeschossigen Villa in Köln-Marienburg kombinierte er den amerikanischen Prärie-Stil von Frank Lloyd Wright mit der Neuinterpretation der klassischen Moderne durch den britischen Architekten David Chipperfield.

Der detaillierte Innenausbau mit vielen Einzelanfertigungen erzählt mit Antiquitäten, Kunstwerken und Erinnerungsstücken vom Faible des Hausherrn für die Arts-und-Crafts-Bewegung und seine Vorliebe für die Technik des frühen 20. Jahrhunderts.

Der Neubau in Köln-Mariendorf steht eingebettet in einen ebenfalls neu gestalteten Garten.

Vor mehr als siebzehn Jahren besuchte der Hausherr zum ersten Mal das Frederick C. Robie House (1910) in Chicago. Jahre später wurde es eine wesentliche Inspiration für das zweistöckige Einfamilienhaus mit Ess-, Wohn- und Arbeitsbereich im Erdgeschoss wie auch Schlaf- und Aufenthaltsräumen in den oberen Etagen. Eine muschelförmige Betontreppe – mit einer in vier Teilen gefertigten Stahlwange – verbindet in einer fließenden Bewegung die Geschosse miteinander. „Frank Lloyd Wright hat mich bereits in Büchern sehr beeindruckt, bevor ich mir das Robie House live angesehen habe.

Seine Architektur aus einem Guss war immer ein Vorbild, das ich hier verarbeitet habe“, erläutert der Hausherr. Spuren von Wrights Idee des Gesamtkunstwerks finden sich nicht nur in den Holzvertäfelungen aus dunkler Eiche in den Wohnräumen, sondern auch in den beigen, horizontalen Bändern aus Betonwerksteinen, die die Ziegelfassade mit schlanken, raumhohen Fenstern gliedern. „Wir haben uns bewußt für einen rot-orangen Landziegel mit farblich dazu passender Verfugung entschieden, um dem Gebäude auch an grauen Tagen eine warme Ausstrahlung, Charakter und einen Anschein von Patina zu verleihen.“

Mehr als vier Jahre arbeitete der Projektentwickler mit der Unterstützung befreundeter Architekten und über 70 Handwerkern an seinem Haus, dass neben der Evangelischen Reformationskirche auf einem schmalen, tiefen Grundstück mit Garten steht. Um das Betonglasfenster des Malers und Bildhauers Eugen Keller (1961) im Altarraum des Gotteshauses nicht zu verschatten, liegt die Villa zurückgesetzt und blickgeschützt hinter Garagen und einer Sonnenterrasse. Die umlaufende Dachterrasse der Villa bietet einen 270-Grad-Blick auf historisch gewachsene Grünanlagen und den neu gestalteten, geschwungenen Garten hinter dem Haus mit einem alten Ahornbaum wie auch seltenen Rhododendren und Stauden.

Bild 1 von 10: Die zentrale Treppe aus Beton

Bild 2 von 10: Die Fassade zur Straße

Bild 3 von 10: Die Gartenfassade

Bild 4 von 10: Nachbarn: die Evangelische Reformationskirche und der Neubau

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Bild 6 von 10: Küche und Essbereich

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Bild 8 von 10: Bronze-Beschläge aus der FSB-Produktfamilie 1004 von David Chipperfield sind überall im Haus präsent.

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Bild 10 von 10: Detail der bronzenen Eingangstür

Die Kombination von klassischen und modernen Elementen setzt sich im Inneren fort: „Wir haben uns auf wenige Details konzentriert, diese aber sehr konsequent umgesetzt. Der bronzene FSB-Drücker 1004 von David Chipperfield spielte hierbei eine zentrale Rolle“, erzählt der Bauherr und Hobbyarchitekt. „Normalerweise plant man ein Haus von innen nach außen und entscheidet sich erst später für die Details, wie etwa die Beschläge.

Hier haben wir es umgekehrt gemacht und sind über die Architektur von David Chipperfield auch zu dessen Griff und zu vielen anderen Details, die den Entwurf des Hauses bestimmen, gekommen.“ Die bronzene Oberfläche des Türgriffs wurde auch auf andere technische, haptisch erlebbare Elemente wie Fensterprofile, Kippschalter und Geländer übertragen.

Motorrad-Oldtimer im Wohnzimmer, eine restaurierte Drehbank im Arbeitszimmer und selbst entworfene Hängeschränke aus Werbedisplays der 1910er Jahre verkörpern für den Hausherrn nicht nur seine Vorliebe für technische Details. Für ihn bereichern sie den Neubau mit längst vergangenen und doch lebendigen Geschichten aus der Zeit des Arts & Crafts, des Kolonialstils und der klassischen Moderne:

„Wenn alles neu wirkt, ist es doch langweilig. Objekte, die den jeweiligen Zeitgeist aus Chicago, Kairo, Paris, Turin und London verkörpern – jedes hat seine eigene Aura und romantische Vergangenheit, die auf all die Orte verweist, wo sie mal gewesen sind.“