Der Architekt John Pawson im Interview

Was hast du hier eigentlich gemacht?

02.06.16

Ein britisches Klischee: Understatement. Der Beweis, wie wahr dieses Klischee ist: John Pawson. Der Architekt aus London ist nicht nur bekannt für seine ruhigen, konzentrierten Bauten, die erst auf den zweiten Blick offenbaren, wie viel Aufwand in ihnen steckt. Auch er selbst setzt auf den diskreten Auftritt im Hintergrund. Den er aber mit dem ebenso typisch-britischen scharfen Humor zu würzen weiß.

Sie haben gerade einen Berliner Bunker zum Ausstellungshaus für die Sammlung von Désiré Feuerle umgebaut. Was war das Schwierigste an diesem Projekt?
Es gab da nicht eine spezielle Sache, das Schwierigste war die schiere Größe des Gebäudes. Es ist wirklich gewaltig. Deswegen mussten wir bei unseren Planungsentscheidungen vorsichtig sein, in finanzieller Hinsicht.

Wir mussten uns zum Beispiel gut überlegen, wo wir Öffnungen in die Wände schneiden wollten. Die Wände bestehen aus zwei Meter dickem Beton mit Bewehrung. Um da durchzubohren, braucht man zwei Wochen. Das belastet das Budget ganz schön. Aber glücklicherweise brauchten wir nicht so viele Öffnungen. Die Wegeführung durch das Haus ergab sich recht einfach.

John Pawson
(Foto: Cindy Palmano)

Was haben Sie beim Umbau verändert?
Für mich war von Anfang an klar, dass wir das Gebäude lassen würden, wie es ist. Mir gefiel es gut so. Die Form, die Proportionen, der Beton, das ist alles wunderbar, so monumental und massiv. Aber es musste natürlich gereinigt werden und vor allem getrocknet. Im Bunker ist viel Wasser. Das verträgt sich nicht mit der Kunst. Im Erdgeschoss haben wir an den Längsseiten weiße Wände eingezogen, hinter denen sich Heizungs- und Entfeuchtungsanlagen befinden.

Ein anderes Thema war die Beleuchtung. Das Lichtkonzept und die Aufstellung der Skulpturen haben wir in enger Zusammenarbeit mit Désiré Feuerle entwickelt.

Für einen Bunker hat das Gebäude einen sehr offenen Grundriss.
Ja, weil er nicht für Menschen, sondern vor allem für Maschinen und Telekommunikationssystem gebaut worden war.

Schön ist auch, dass es eine oberirdische Ebene gibt und eine unterirdische. Im Erdgeschoss gibt es sogar Fenster in der Fassade, da kann man sehen, wie dick die Wände wirklich sind. Die haben wir aber verschlossen. Tageslicht hätte sich nicht mit der mystischen Inszenierung der Kunst vertragen.

Bild 1 von 4: (Foto: Nic Tenwiggenhorn)

Bild 2 von 4: (Foto: Nic Tenwiggenhorn)

Bild 3 von 4: (Foto: Nic Tenwiggenhorn)

Bild 4 von 4: (Foto: Nic Tenwiggenhorn)

Denke Sie, es war eine gute Idee, hier eine private Kunstsammlung unterzubringen?
Ja! Ich habe mich sofort in das Gebäude verliebt. Und ich fand Désirés Vision so unglaublich und kühn. Als ich das erste Mal hier war, konnte ich schon sehen, wie die Räume gesäubert und mit Objekten darin aussehen würden. Heute bin ich allerdings manchmal erstaunt, wie wir das geschafft haben, im Rückblick. Wenn ich gewusst hätte …

Können Sie etwas über die Zusammenarbeit mit Désiré Feuerle sagen, den Planungsprozess?
Ich habe sehr viel Glück mit meinen Klient:innen, denn es sind interessante Persönlichkeiten, von denen ich viel lernen kann. Ich kann heute auch besser zuhören als früher. Vielleicht habe ich jetzt mehr Zeit und Ruhe dafür. Jedes unserer Projekte, sei es ein Privathaus, ein Museum oder ein Hotel, entsteht in enger Zusammenarbeit mit den Bauverantwortlichen.

Natürlich wollen sie, dass wir ihnen eine architektonische Vision maßschneidern. Deswegen wird ja auch jedes Projekt anders, der Bauverantwortliche macht den Unterschied. Désiré ist wirklich besessen und leidenschaftlich, er ist getrieben von den Skulpturen und ihrer Geschichte. Davon, sie zu sammeln und auszustellen.

Und wie kam es zur Kooperation mit FSB? Passierte das während des Umbauprojekts?
Ja. Natürlich kannte ich FSB, und habe die Beschläge auch vorher schon bei Projekten eingesetzt.

Désiré wünschte sich für die Sammlung etwas Spezielles, ein signature piece. Denn die Leute fragen mich immer: Was hast du hier eigentlich gemacht? Gut, wir haben eine Menge gemacht, aber man sieht es halt nicht.

Die Klinke ist eine Art Wahrzeichen für das Gebäude. Wir haben für den Entwurf ein historisches Modell überarbeitet und in dieser wirklich schönen Bronze aufgelegt. Die Farbe stellt die Verbindung her zu einigen der chinesischen Objekte.

Den neuen Türdrücker FSB 1242 hat John Pawson für die Feuerle Collection entworfen.

Warum haben Sie für Ihre Überarbeitung gerade den Reichsform-Drücker von Hans Poelzig ausgesucht?
Weil er eine der einfachsten Formen hat. Er ist einerseits von einer fast nackten Einfachheit, aber auf der anderen Seite weich, fast poetisch.

Ich habe ihn gerne in der Hand. Man möchte ihn gar nicht mehr loslassen. Ich glaube, es war Gunnar Asplund, der einmal sagte, dass die erste Begegnung mit einem Haus der Moment ist, wenn man die Hand auf die Klinke der Eingangstür legt.

Mehr über den Umbau des Bunkers erfahren Sie in den Architektouren auf der FSB Website.