SOS-Kinderdorf Berlin, „Botschaft für Kinder“
Ludloff Ludloff Architekten
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Ein neues Zentrum für Moabit
Dieses Haus entzieht sich der schnellen Einordnung. Der kubische Solitär steht – ganz in weiße Sonnensegel gehüllt – an einer Straßenecke in Berlin-Moabit und offenbart auf den ersten Blick nicht, was hinter seiner textilen Fassade eigentlich passiert. Und tatsächlich gibt es ein „Eigentlich“ auch nicht, denn der Neubau von Ludloff Ludloff Architekten für den Verein SOS-Kinderdorf vereint auf sechs Geschossen eine bunte Mischung von Nutzungen. Ebenso gemischt ist übrigens die Nachbarschaft, denn die wechselvolle Berliner Geschichte hat an der Lehrter Straße einen heterogenen Stadtraum mit Sozialwohnungen, Townhouses, Kleingärten, einem Geschichtspark, Sportanlagen und Gewerbebauten hinterlassen. Einen Stadtraum, der mit dem Haus ein neues Zentrum gewinnt.
Der Neubau der Berliner Architekten, die „Botschaft für Kinder“, ist ein Hybrid aus öffentlichen und internen Nutzungen. Der Verein möchte mit dem Haus unweit des Regierungsviertels auf die Belange seiner Klientel aufmerksam machen und öffnet sich dank Restaurant, Tagungsräumen und einem kleinen Hotel für ein größeres Publikum. Zugleich bietet das SOS-Kinderdorf Berlin hier Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote für Jugendliche mit Förderbedarf an. Es gibt Beratungs- und Schulungsräume, Büroflächen, eine Bibliothek und im obersten Geschoss eine Bar und eine Dachterrasse. Ludloff Ludloff ist es gelungen, dieses Raumprogramm organisch auf relativ beschränktem Platz unterzubringen, ohne dass die unterschiedlichen Interessen zu sehr kollidieren.
Im Gegenteil, sie haben die verschiedenen Nutzungen räumlich geschickt verschränkt – inklusive unerwarteter Begegnungen. Beispielsweise die rundum verglaste Küche im Eingangsbereich, in die alle Besucher:innen beinahe automatisch beim Hereinkommen ein Blick werfen.
Architektur und Objekt
Foto: Werner Huthmacher
„In einem durch Umbrüche gekennzeichneten Umfeld wird das Gebäude zum Ausdruck eines Versprechens, das als Teil einer kulturellen Logik, zukünftige Möglichkeitsräume, räumlich, bautechnisch und atmosphä- risch auslotet und diesem neuen Ort eine Aura des Willkommens verleiht.“
Architektur mit Dynamik
Während die Fassade mit ihrer Haut aus verschiebbaren Sonnenschutzpaneelen eher undurchdringlich wirkt, erscheint das Gebäude im Inneren durchlässig. Das Restaurant etwa befindet sich in einem teilweise zweigeschossigen Raum mit offener Treppe – regelrecht eine Einladung, den Konferenzbereich ein Stockwerk höher zu erkunden. Geschwungene Wände verleihen der Architektur zusätzlich Dynamik.
Besonderen Wert haben Ludloff Ludloff auf das Farbkonzept gelegt. Die Sichtbetonflächen und Holzverkleidungen werden ergänzt von farbigen Fußböden, Wänden und teilweise auch Decken. Rot eingefärbte Estrichböden, hellgrüne Wände und tiefblaue Akustikputz-Decken strahlen eine angenehme Wärme aus. Farbliche Zurückhaltung üben wiederum die Beschläge.
Die Architekt:innen haben sich bei den Türdrückern für FSB 1053 entschieden und bei den Fenstergriffen für FSB 1023 – beide Modelle in Aluminium schwarz eloxiert. Die Klinken in den öffentlichen Bereichen sind aus PVD-beschichtetem Edelstahl – der höheren Belastung wegen. Und möglichst viele Gäste und Nutzer:innen, die wünscht man diesem ungewöhnlichen und zugleich grundsympathischen Haus unbedingt.
Objektdetails
Fotos: Werner Huthmacher