Seniorenhaus Alte Scheune

Karlheinz Beer Architekten

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Scheunen als lebendige Tradition

Alte Scheunengebäude finden sich in allen Regionen Deutschlands in unterschiedlichen architektonischen Ausprägungen. Oft ist es so, dass gerade sie diejenigen Bauten im Ort sind, die die Tradition und die Erinnerung an die Geschichte wachhalten: Während jahrhundertealte Wohnhäuser längst zur Unkenntlichkeit gedämmt und mit modernen Dachziegeln belegt wurden, sind viele Scheunen über Jahrzehnte hinweg unberührt geblieben und heute Zeugen vergangener Lebenswelten wie auch traditioneller Bauweisen. Zunehmend werden diese alten Wirtschaftsgebäude nicht mehr gebraucht und sind vom Abriss bedroht. Es ist ein Glücksfall, dass Architekt:innen zuweilen aufsehenerregende Lösungen finden, alten Scheunenbestand in zeitgemäßen Wohnraum umzuwandeln und so zu retten.

Dabei kann moderne Architektur entstehen, ohne den Häusern ihre Geschichte zu nehmen. Immer reflektieren diese alten Scheunen die Eigenschaften ihrer Region. Sie sind erbaut aus dem Material, das es vor Ort gibt. So tragen die Backsteinscheunen in Norddeutschland Reetdächer, in Brandenburg prägen große bunte Feldsteine die Scheunenarchitektur.

In Kemnath in der Oberpfalz hat das Architekturbüro von Karlheinz Beer zwei der ortsbildprägenden alten Scheunen mit ihren dicken Mauern aus hellem Naturstein in ein seniorengerechtes Wohnhaus transformiert. Der achtsame Umgang mit solchen historischen Bauten liegt dem Büro aus Weiden in der Oberpfalz am Herzen.

Ihnen geht es darum, Ideen zu entwickeln, die die Geschichte, die diese Gebäude in sich tragen, in die Zukunft transportieren – neue Nutzbarkeit alter Substanz zu schaffen und dabei zeitgemäßes modernes Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen. Dabei ist es grundsätzlich auch eine Frage der energetischen Nachhaltigkeit, alte Gebäude zu erhalten, anstatt sie abzureißen und neu zu bauen. Aufgrund des guten Zustands der alten Struktur waren in diesem Fall kaum Eingriffe notwendig. Die alten Steine und schweren Hölzer konnten erhalten werden und dienen weiterhin.

Architektur und Objekt

Foto: ©Edwin Kunz

„Es tut gut, wenn ein Projekt nachweist, dass Leerstand in der Mitte kein Schandfleck ist, sondern eine Chance. Es tut gut zu sehen, dass so ein Umbau sogar wesentlich bessere und vielschichtigere Räume hervorzubringen vermag, als die meisten Neubauten“, so die Jury des bayerischen Wohnungsbaupreises 2019.

Haus im Haus

Das Konzept der Architekt:innen sah vor, zwei Natursteinscheunen aus dem 19. Jahrhundert zusammenzuschließen und in ihrem Inneren durch ein Haus im Haus zu ergänzen. Die beiden Scheunen sind so in ihrer Kubatur vollständig erhalten geblieben und prägen mit ihren mächtigen Steinmauern weiterhin das Ortsbild. In Holzleichtbauweise wurde in die alte Struktur eine ebenerdige, seniorengerechte Wohnung eingestellt. Durch den Abstand zwischen altem Mauerwerk und eingestellter Holzkonstruktion entstehen Loggien an den langen Gebäudeseiten in Richtung Straße und Garten, die wie Schaufenster in eine andere Zeit funktionieren. Der Blick fällt auf die alten unverputzten Natursteine und nach oben ins Gebälk, das von einem langen Oberlichtband in Szene gesetzt wird.

Durch die notwendigen Ertüchtigungen der Statik des historischen Bestandsbaus sind offene und flexible Räume entstanden, die aufgrund ihrer Dimensionen das Einfügen der neuen bungalow-artigen Struktur ermöglichten. Die gestalterische Reduktion im Inneren schafft dem Bestand die Bühne, die er verdient – so sieht es der Architekt. So prägt heute die beeindruckende freigelegte Dachbalkenkonstruktion den großen neuen Wohnraum, der mit seiner Deckenhöhe eine besondere Atmosphäre vermittelt. Für den guten ökologischen Fußabdruck sorgt die hohe Dämmung der Holzkonstruktion, die durch die dicken Natursteinmauern noch einmal zusätzlich gepuffert wird. Mit Fußbodenheizung, Eisspeicher und Wärmetauscher kommt das energetische Konzept insgesamt ohne fossile Brennstoffe aus.

Das gewählte Griff-Modell FSB 1106 beschreiben die Architekt:innen als „souverän, diskret und dauerhaft“. „FSB lässt der Architektur durch die gekonnt zurückgenommene Gestaltung und perfekte, präzise Ausführung den notwendigen Raum zur Wirkung. Ausstattung und Raum ergänzen sich gegenseitig“, so die Architekt:innen. Ihr gestalterisches Projekt lebt von unbehandeltem Naturstein und der Anmutungsqualität von Holz. Die Oberflächen und Materialien der FSB-Griffe kontrastieren auf interessante Weise durch ihre Perfektion und Haptik. Für die gelungene Umnutzung der alten Scheunengebäude wurde das Büro Karlheinz Beer mehrfach ausgezeichnet, unter anderem beim BDA Regionalpreis Niederbayern Oberpfalz und beim Landeswettbewerb Wohnungsbau Bayern.

Objektdetails

Fotos: ©Edith Huff, Roland Jeglinski