Plywood House

Feina studio

Zeitgenössisches lokales Bauen

In einem ruhigen Stadtteil von Palma de Mallorca haben die Architekten:innen des mallorquinischen Architekturbüros Feina studio ein klassisches eingeschossiges Stadthaus der Insel erweitert und dabei regionale Handwerkstradition und moderne Maschinentechnik kombiniert. Entstanden ist ein Haus, das mit seinem neuen Obergeschoss nicht nur genügend Platz für die Familie bietet, sondern auch eine spielerische zeitgemäße Ästhetik entwickelt.

Das Plywood House ist ein schönes unprätentiöses Beispiel für das Weiterbauen vorgefundener architektonischer Situationen. Der Bestand der ursprünglichen, eingeschossigen Casa wurde genutzt, um auf die tragenden Wände ein zweites Obergeschoss aufzusetzen. Auf der Suche nach einer leichten Konstruktion, die die Bestandsmauern nicht überlastet, haben die Architekt:innen eine spannende Bauweise aus Holzmodulen entwickelt.

Die an Wänden wie Decken sichtbar gelassene Konstruktion kann als Spielart des heute zu Recht vielfach geforderten Einfachen Bauens gesehen werden. Die Einzelteile aus leichtem Pappelsperrholz wurden auf der CNC-Fräse zurechtgeschnitten und sind so geplant, dass sie vor Ort zu sich wiederholenden Modulen zusammengesetzt werden können. Dieses Zusammensetzen erfolgt über simple wie intelligente Mechanismen des Zusammen- und Feststeckens, die vom Prinzip her an traditionelle Holzverbindungen anknüpfen.

Architektur und Objekt

Aina Salvà und Alberto Sánchez von Feina studio,
© Luis Díaz Díaz

„Das Projekt Plywood House erforscht die Möglichkeiten, die in lokal beschafften und hergestellten Materialien stecken. Digitale Fabrikation trifft auf Handwerker:innen, die Produkte mit unterschiedlichem Industrialisierungsgrad verwenden“, so beschreiben Feina studio ihre Herangehensweise.

Handwerk, von der Baustruktur bis zu den Möbeln

Das Haus strahlt, innen wie außen, Freude an Farbe und Material aus. Die Fassade wirkt in ihrer Farbigkeit und Materialität inspiriert von den wunderschönen alten und neuen Betonfliesen die die Böden im Plywood House zieren. Das beige Mauerwerk bildet in Richtung Hof und Garten ein Pfosten-Riegel-Gitter aus, dessen Gefache mit strahlend türkis gerahmten Fenstern und terracottafarbenen Glasurfliesen gefüllt sind. Der gesamte Eingriff konzentriert sich auf die einfachen, unverarbeiteten Materialien Holz, Stein und Terrakotta.

Neben dem Gebäude selbst haben die Architekt:innen auch die passgenauen Sperrholz-Möbel gestaltet. Auch die raumhaltige Treppe ins neu entwickelte Obergeschoss ist wie ein eingestelltes Möbel konzipiert. Die roh, unverputzt und unbeschichtet belassene Deckenkonstruktion entwickelt in ihrer Strukturgeometrie ornamentale Motive, wie die Architekt:innen völlig zu Recht betonen. In ihrer Zierde der Räume erinnern sie an die arabesken Ornamente der Altstadt von Palma.

Die prägenden regionaltypischen Beton- und Terrakotta-Fliesen stammen von traditionsreichen mallorquinischen Firmen. Die neu eingesetzten Griffe kommen aus dem Traditionshaus FSB und kontrastieren mit den historischen Griffen der alten Holz-Fenstertüren. Gewählt wurde das Modell FSB 1012, das auf einen Entwurf des Architekten Hans Poelzig zurückgeht und das jahrzehntelang von FSB produziert wurde. Verbaut wurde der Griff an Fenstern und Türen – in unterschiedlichen Farbvarianten.

Objektdetails

Fotos: ©Luis Díaz Díaz